Die eigene Krone vor Gott niederlegen

Gott ist ewig, die eigene irdische Existenz ist begrenzt. Gott ist allmächtig, der Mensch fühlt sich oft ohnmächtig. Gottes Gedanken sind viel höher, als der menschliche Verstand fassen kann. Wie lässt sich Gott angemessen anbeten? – Impulse zum Jahresmotto „Beten wirkt!“

Es ist allzu verständlich, dass es nicht so einfach fällt, Gott im Gebet seiner Größe entsprechend zu preisen und zu ehren. „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch“ – so rät der Jakobusbrief dazu, sich zu reinigen, zu heiligen und sich vor Gott zu demütigen. Dem Blick Gottes zu begegnen kann je nach eigener Situation durchaus mit Sorge verbunden sein.

Zunächst geht es darum, das Bewusstsein dafür zu schaffen, wer Gott wirklich ist. Stammapostel Jean-Luc Schneider fasste dies in seiner Predigt anlässlich des Neujahrsgottesdienstes wie folgt zusammen: „Er macht nie einen Fehler. Alles, was er macht, ist vollkommen. Da gibt es keinen Reparaturbedarf, keinen Verbesserungsbedarf.“

Wie sehr muss sich der Betende in diesem Wissen weiter demütigen? Ist der Mensch vor Gott ein Niemand? Ist der Mensch unwürdig und unwert seinen Namen zu nennen?

Im Thronsaal Gottes

Ein interessantes Bild zur Anbetung liefert das vierte Kapitel der Offenbarung.

In einer Erscheinung wird dem Seher Johannes der Thronsaal Gottes gezeigt. Dieser sitzt auf einem Thron, umringt von weiteren 24 Thronen. Auf diesen sitzen Älteste, Kronen zieren ihre Häupter. Diese Figuren können sinnbildlich für all Jene stehen, welche beim Wiederkommen Jesu entrückt wurden. Wichtiger ist jedoch, wie sie sich verhalten.

Sie fallen vor dem nieder, der da ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und beten ihn an. Hierzu legen sie ihre Kronen vor dem Thron nieder mit den Worten: „Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen.“

Von Gott gekrönt

Der Mensch wird als Krone der Schöpfung bezeichnet. Ihm ist die Schöpfung nicht nur anvertraut, sondern als Ebenbild Gottes kann er sie frei gestalten.

In den Psalmen steht: „Mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“ Diese Krönung bezieht sich jedoch nicht nur auf diese irdische Schöpfung, sondern auch auf das Heil: „Lobe den Herren, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.“

Den Wert dieser Krone unterstreicht Jesus in einem der sieben Sendschreiben, als er die Gemeinde Philadelphia davor warnen lässt, sich diese Krone rauben zu lassen. Der Mensch ist also vor Gott nicht Niemand, nicht unwürdig und unwert. Gott hat den Menschen nur wenig niedriger gemacht als er selbst ist.

Die Freiheit vor Gott zu knien

Gott anzubeten und ihn als den Allmächtigen anzuerkennen, bedeutet also, die eigene Krone vor seinem Thron niederzulegen und selbst niederzuknien. Denn er ist derjenige, der mit Ehre und Herrlichkeit krönt.

Der Mensch kann sich für oder gegen Gott, gegen sein eigenes Heil entscheiden. Vor Gott zu knien ist kein Zeichen eines Zwanges, sondern völliger Freiheit. Paulus beschreibt dies im Galaterbrief: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“

Wer im Gebet die eigene Krone vor Gott niederlegt, legt bewusst Egoismus und Selbstverliebtheit zur Seite. Mancher hat viel aus vermeintlich eigener Kraft erreicht und geleistet. Viele Gedanken und Bitten drehen sich um das eigene Universum. Diesen eigenen Willen, die eigene Vorstellung oder Definition von Glück abzulegen und Gottes Willen als vollkommen anzuerkennen ist Teil der Anbetung Gottes. So wird bereits im Gebet das eigene Sein in den Dienst Gottes gestellt.


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Simon Heiniger
23.04.2024
Motto, Beten wirkt!