Weitergeben – Gaben geben Aufgabe

Ein Talent für jeden und viele unterschiedliche Talente für jeden Einzelnen: In solche Dimensionen stößt diese Auslegung eines vertrauten Gleichnisses vor – aus einem Gottesdienst mit dem Stammapostel.

Das Bibelwort ist altbekannt: „Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Matthäus 25,21). Das stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes am 7. April 2024 in Montevideo (Uruguay).

Ein Mann gibt seinen Dienern unterschiedliche Mengen Geld (Talente). Zwei arbeiten damit bis zur Rückkehr ihres Herrn, der dritte begnügt sich damit, das Anvertraute zu bewahren. Das Gleichnis von den Talenten lehre, was Jesus von den Gläubigen erwarte, erläuterte Stammapostel Jean-Luc Schneider und fragte: „Was bedeutet das für uns heute?“

Gaben – eine gleich, viele verschieden

„Wir alle haben die gleiche Gabe erhalten, eine geistliche Gabe.“ Durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist hätten alle dasselbe göttliche Leben empfangen, dieselbe Gabe des Heiligen Geistes, und dieselbe Liebe sei in die Herzen ausgegossen worden.

Darüber hinaus habe Gott jedem unterschiedliche Gaben gegeben – etwa die Persönlichkeit: „Manche haben handwerkliche Fähigkeiten. Andere haben intellektuelle Begabungen. Andere sind Künstler.“ Oder Lebensbedingungen: „Manche haben eine Menge Geld. Andere sind sehr arm.“ Auch das Umfeld: „Manche werden in einem Land geboren, in dem die Gesellschaft sehr restriktiv ist. Andere werden in einer Zeit geboren, in der die Gesellschaft sehr offen ist.“ Und schließlich das Gemeindeleben: „Einige sind Teil einer wachsenden Kirche, andere sind Teil einer schrumpfenden Kirche.“

Wissen, was man schuldig ist

„Unterschiedliche Gaben – und wir können nicht verstehen, warum sie so unterschiedlich sind“, betonte der Stammapostel. „Aber jetzt kommt Gott und sagt: ,Ich möchte, dass ihr mit all diesen Talenten treu seid. Seid treue Knechte.‘“

„Der treue Knecht weiß, dass alles, was er hat, von Gott kommt. Und er weiß, er ist Gott etwas schuldig.“ Und was ist der Gläubige heutzutage schuldig? „Lasst uns treu sein und unsere Versprechen gegenüber Gott einhalten.“ Versprechen, die man bei der Taufe oder Konfirmation gemacht habe, bei der eigenen Hochzeit oder der Taufe der Kinder, oder in bestimmten Augenblicken im Gebet.

Mit der geistlichen Gabe arbeiten

„Und dann wollte der Herr, dass sie die Talente vermehren.“ Und das bedeute heute: „Arbeite mit der Gabe des Heiligen Geistes.“ Es reiche nicht aus, neuapostolisch zu sein, in die Kirche zu gehen und regelmäßig zu opfern. „Jesus will, dass wir wachsen und uns verändern“, machte der Stammapostel deutlich. Und nannte Fragen zu Selbstüberprüfung:

  • „Wie sieht es mit deinem Gottvertrauen aus? Ist es stärker oder schwächer geworden? Was ist mit deiner Liebe zu Gott?“
  • „Warum dienst du – um etwas zu bekommen, einen Lohn, einen Segen, eine Belohnung? Und wenn du nichts bekommst, keinen Dank, keine Gratulation, keinen Segen – bist du dann verärgert?“
  • „Wie lange brauchst du, um deinem Nächsten zu verzeihen? Weniger oder mehr Zeit als in der Vergangenheit? Ist die Liste der Menschen, die du trotz ihrer Andersartigkeit liebst, länger oder kürzer als in der Vergangenheit?“

Mit den irdischen Gaben arbeiten

„Was ist mit all den anderen Gaben?“, fragte der Stammapostel. „Wir sind uns bewusst, dass wir das, was wir haben, Gott verdanken. Und wir sollten diese Gaben nutzen, um Gott zu dienen und Gutes zu tun.“ Also: „Nutze deine Fähigkeiten, um dem Herrn auf viele Arten zu dienen. Setze sie ein, um Gutes zu tun. Du musst nicht dein ganzes Geld den Armen geben. Es ist in Ordnung, wenn du es genießt. Aber vergiss nicht Gott, vergiss nicht deinen Nächsten.“

Und: „Sei nicht dumm, vergiss deine eigene Seele und dein Seelenheil nicht.“ Das gelte auch für alle, die weniger haben. „Vergiss nicht, dass du ein Talent auf jeden Fall bekommen hast: dein Seelenheil. Die Tatsache, dass du die anderen nicht bekommen hast, sollte keine Ausrede sein, um nichts zu tun.“

„Sei treu bis zum Ende, auch in den kleinen Dingen des täglichen Lebens“, appellierte Stammapostel Schneider. „Wer in diesem Sinne bis zum Ende treu bleibt, wird in die Freude des Meisters eingehen, die Freude derer, die den Tod und das Böse überwinden wie Jesus Christus. Aber von dieser Freude kann man schon jetzt einen Teil haben, die Freude derer, die wissen, dass Jesus und Gott mit ihnen sind.“

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Andreas Rother
03.07.2024
Uruguay, Stammapostel, Gottesdienst