„Hervorbringen, was in der Seele lebt“

Er war im doppelten Sinne des Wortes ein Baumeister der Kirche und übernahm mit als erster eine Beauftragung, die es zuvor nicht gab: Apostel i.R. Leonard Ernest Kolb (USA), der nun im Alter von 82 Jahren heimgegangen ist.

„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ – Dieses Bibelwort aus Matthäus 6,33 war für Leonard E. Kolb ein Leitmotiv. „Aus Gnaden war mein Leben ein Zeugnis dafür“, sagte er 2003 in einem Interview.

Mehr als 80 Kirchen gebaut

Im Dezember 1932 als jüngster von zwei Söhnen in ein neuapostolisches Elternhaus hineingeboren, interessierte er sich schon als Junge für Bauwerke und hoffte, Architekt zu werden. Doch als seine Mutter schwer erkrankte und heimging, hatte er gerade mal die Oberschule abgeschlossen, Mittel für ein Studium waren nicht mehr aufzubringen.

Zusammen mit seinem Bruder baute er zunächst in seinem Geburtsort Rochester (New York) ein Bauunternehmen auf. Nach einem Umzug nach Erie (Pennsylvania) errichtete er mit einer Neugründung nicht nur Fertighäuser, sondern entwickelte später auch komplette Wohn- und Gewerbegebiete.

Nicht zuletzt war Leonard Kolb senior im Kirchenbau aktiv: Mehr als 80 Gotteshäuser entstanden unter seiner Regie in den USA – das erste 1960 in Greenville (Pennsylvania). „Es war jedes Mal eine Freude, eine neue Stätte zu errichten, wo der Altar des Herrn stand“, berichtete er.

Einer der ersten Bezirksapostelhelfer

Sein erstes kirchliches Amt übernahm Leonard E. Kolb im Oktober 1954, als er zum Unterdiakon ordiniert wurde. Unmittelbar nach seiner Hochzeit im September 1955 zog er auf Bitten von Bezirksapostel John P. Fendt nach Erie um, um dort für die Kirche aktiv zu werden.

In seinem neuen Bezirk wirkte er in den Amtsstufen bis hin zum Bezirksältesten, bevor er im Juni 1986 zum Apostel ordiniert wurde. Zusammen mit John W. Fendt, Wilbert Vovak und Erwin Wagner wurde er dabei als Helfer für Bezirksapostel Michael Krause beauftragt, dessen Arbeitsbereich zahlreiche Länder rund um den Erdball umfasste.

Die Funktion des Bezirksapostelhelfers hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Die Neuerung war Stammapostel Hans Urwyler sogar einige Ausführungen in der Kirchenzeitschrift „Wächterstimme“ wert. Er sah die Einführung als einen ersten Schritt, um die Zukunft des großen Bezirksapostelbereichs zu gestalten. „Auch unsere Vorgänger haben für besondere Verhältnisse außergewöhnliche Lösungen gefunden.“

Jahrzehnte in der Missionsarbeit

Fast 50 Jahre wirkte Apostel Kolb senior als Amtsträger, davon 30 Jahre in Indien, 17 Jahre in Mexiko, in Nepal und auf mehreren Südsee-Inseln, zwölf Jahre in Bangladesch sowie einige Jahre in Kamerun und im Sudan. „Die Missionsarbeit erweitert unser Verständnis und hilft uns, mehr Gefühl für die Mitmenschen zu entwickeln“, so sein Fazit. Diese Arbeit „gibt uns auch Gelegenheit festzustellen, was in uns lebt. Denn wenn man allein in einem Missionsland ist, muss man hervorbringen, was in der Seele lebt.“

Am 5. November 2015 ist Bezirksapostelhelfer i.R Leonard Ernest Kolb heimgegangen. Die Trauerfeier am 14. November hält nicht sein Sohn, der heutige Bezirksapostel Leonard Richard Kolb, sondern auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen der Vorsteher seiner Heimatgemeinde, Evangelist Peter Wagner.

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