Kirche macht Schule: Nachwuchs-Förderung nach Noten

Ein Konzert aus Anlass eines Stammapostel-Besuches? Das ist eigentlich Standardprogramm, wie auch an diesem Wochenende in Kinshasa. Ungewöhnlich ist indes, wo die Instrumentalisten ihr Handwerk gelernt haben: in der kircheneigenen Musikschule.

Diese Initiative war den Vereinten Nationen, Mission Demokratische Republik Kongo, einen längeren Beitrag wert: „Die Violine ist für mich wie eine Freundin“, sagt das siebenjährige Mädchen der Reporterin. Und wenn sie sich von dem Instrument mal trennen müsse, sage sie: „Auf Wiedersehen, meine Violine“.

Die kleine Kongolesin zählt zu den Schülern einer Musikschule, die die Neuapostolische Kirche vor neun Jahre in Kinshasa gegründet hat. Bis dahin hatte es in der acht Millionen Einwohner großen Hauptstadt nur eine einzige Musikschule gegeben. Mittlerweile hat allein die kirchliche Einrichtung vier Standorte.

Wilfried Retzlaff lebt in Norddeutschland. In den vergangenen 40 Jahren hat sich der passionierte Musiker immer wieder ein Instrument zugelegt: sieben Violinen sind’s mittlerweile und ein Cello. Diese wollte er jetzt als Rentner eigentlich verkaufen. Doch dann las er in der Zeitschrift „Unsere Familie“ den Apostelbrief „Meine Freundin, die Violine“. Damit war klar: Er möchte die Arbeit von Bezirksapostel Michael Deppner im Kongo unterstützen.

Der Auftakt misslingt

Alles begann mit dem Wunsch nach Begleitung: Chöre gibt’s reichlich im Kongo – und was für welche! Doch an Instrumentalisten fehlt es. Wo es begabte Sänger gibt, müsste es auch begabte Spieler geben, so die Überlegung der Kirchenleitung: „Wir müssen das nur irgendwie fördern.“

Von staatlicher Seite gibt es für so etwas kaum Schützenhilfe. Zwar residiert in Kinshasa das „National Institute of Arts“. Doch die Unterrichtstunden hier sind recht unerschwinglich. Dennoch versuchte die Kirche zunächst, Kinder aus den eigenen Reihen dort ausbilden zu lassen – und scheiterte: zu teuer für eine breite Wirkung.

Begleitmusik aus aller Welt

Bremen – Istanbul / Istanbul – Kinshasa: Das ist die Flugroute einer Frachtkiste, die Wilfried Retzlaff auf den Weg gebracht hat. In Kinshasa wartet bereits eine Glaubensschwester auf die Ladung mit den Musikinstrumenten. Sie arbeitet im Flughafen und kennt sich mit den Formalitäten aus.

Es ist nicht die erste Sendung dieser Art: Die ersten Instrumente kamen aus Kanada und Südafrika, damals noch als Wertsache im Handgepäck, später auch als Spenden aus Südost-Afrika, von den Philippinen und aus Europa sowie zuletzt 16 Blechblas-Instrumente durch die Unterstützung von Apostel Hans-Jürgen Berndt aus Deutschland.

Musiker machen Schule

Professor René Ipwa war der Glücksfall für das Musikprojekt: Sein Engagement als Lehrer ebnete den Weg für eine eigene Musikschule für Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 15 Jahren. Dabei zog die Kirche eine Lehre aus der Vergangenheit: Die Eltern müssen sich an den Unterrichtskosten beteiligen. Das senkt die Abbrecher-Quote.

Was mit neun Kindern an einem Standort begann, hat sich nun auf mehr als 100 Schüler an vier Niederlassungen in Kinshasa ausgedehnt. Sechs Teilnehmer der ersten Stunden sind bereits in der Lage, selbst Unterricht zu geben. Und ein guter Teil der Musikschüler wird das Konzert anlässlich des Stammapostel-Besuchs am Freitag, 26. Februar, mitgestalten.

Derweil freut sich Wilfried Retzlaff darüber, dass seine Geigen nun neue Freunde und Freundinnen gewinnen. Dafür hat er nicht nur den Transport finanziert, sondern Geld für zwei Jahre Unterricht überwiesen. Eine Herz-Karte mit Grüßen wird sich beim Auspacken an jedem Instrument finden. Diese stammt von seiner Ehefrau Marita Retzlaff-Schwarze – und aus einer Aktion ihrer Heimat-Gemeinde mit dem Motto: „Glücklich ist, wer glücklich macht.“

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