Der Trost aus dem Glauben an die Liebe
Das Entschlafenenwesen gehört zu den Reichtümern des neuapostolischen Glaubens. Doch: Wo kommt das her? Wie ist es biblisch begründet? Und wie soll man damit in der Praxis umgehen? Hinweise zur Lehre.
Zwischen Himmel und Hölle im Fegefeuer – schwebend jenseits Zeit und Raum – ruhend bis zur Auferstehung: Wie geht es weiter mit der Seele nach dem Tod? Die Antworten sind vielfältig. Gemeinsam ist den christlichen Konfessionen die Fürbitte für Verstorbene. Einzigartig im Christentum ist die Praxis der Neuapostolischen Kirche, den Entschlafenen die Sakramente zu spenden.
Begonnen hat damit Apostel Friedrich Wilhelm Schwartz, als 1872 in der Amsterdamer Gemeinde ein Kind ungetauft gestorben war und die Eltern um dessen Heil bangten. Ein rundes Jahrzehnt später wurde Lebenden stellvertretend für die Toten auch das Abendmahl gespendet. Und seit 1954 finden dreimal im Jahre Gottesdienste mit Spendung der Heiligen Wassertaufe und der Heiligen Versiegelung für Entschlafene statt.
Hinweise auf derartige Handlungen gibt schon bei den ersten Christen. So berichtet Apostel Paulus davon, dass sich einige für die Toten taufen lassen (1. Korinther 15,29). Die Kirche der nachapostolischen Zeit lehnte diese Praxis allerdings ab. Sie hat die Totentaufe im Jahr 397 auf dem 3. Konzil zu Karthago verboten.
Gott will allen Menschen helfen
Wie rechtfertigt die Neuapostolische Kirche, die Tradition wieder aufgenommen zu haben? Zentral für das Entschlafenenwesen ist der Glaube an den „universalen Heilswillen Gottes“, heißt es in dem Lehrtext: Gott will, das allen Menschen geholfen wird (1. Timotheus 2,4‐6; Johannes 3,16).
Das umfasse auch die jenseitige Welt. Schließlich habe Jesus selbst das Evangelium auch den Toten gepredigt (1. Petrus 3,19.20 und 4,6). Und die Zuwendung von Heil geschehe neben der Predigt auch durch die Sakramente.
Wenn Seele und Geist weiterleben, dann bestehe auch die Persönlichkeit des Menschen fort, erläutert Stammapostel Jean-Luc Schneider. „In der jenseitigen Welt kann der Mensch sich für oder gegen Gott entscheiden. Ebendiese Entscheidungsfreiheit eröffnet den Zugang zu den Sakramenten.“
Erlösung einzig durch Jesus
„Gott allein kennt die Seelen, die den Glauben haben, um die Heilshandlungen zu empfangen“, betont der Kirchenleiter. Damit erteilt er auch dem bereits in den 1920-er Jahren abgeschafften Brauch eine Absage, die Getauften und versiegelten namentlich zu nennen.
„Die Erlösung geschieht einzig durch Jesus Christus“, macht der Lehrtext deutlich. „Durch unsere Gebete können wir sie nicht erlösen“, ergänzt der Stammapostel. „Aber wir können ihnen unsere Liebe bezeugen. Unsere Gebete sind Fürsprachen an Gott, der sie einlädt.“
Persönliche Erfahrungen einordnen
Zu einem vorsichtigen Umgang rät er bei Träumen oder Gesichten, die das Jenseits betreffen. „Solche Erfahrungen fallen ausschließlich in das Erleben des Betroffenen“, schließt der Kirchenleiter solche subjektiven Wahrnehmungen keinesfalls aus. Aber: „Sie können nicht verallgemeinert werden und sollten also keinesfalls auf die Ebene einer unantastbaren Wahrheit erhoben werden.“
Seiner Meinung nach sind „Zeichen“ nicht die beste Trostquelle: „Der wahre Trost kommt aus unserem Glauben an die Liebe Gottes und aus dem Vertrauen, das daraus hervorgeht.“
Ausführliche Erläuterungen zur Lehre des Entschlafenenwesen bietet die Ausgabe 4/2017 des Mitgliedermagazins „community“ beziehungsweise die Nummer 20/2107 der Zeitschrift „Unsere Familie“. Grundlage ist die Sonderausgabe 2/2016 des Amtsträgerheftes „Leitgedanken“. Die Ausführungen werden mit der nächsten „community“ zum Jahreswechsel fortgesetzt.
Foto: animaflora2016 / Fotolia
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Andreas Rother
04.10.2017
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