Auf Zeitreise im Südpazifik
Zwei Gottesdienste – am gleichen Tag, zur gleichen Zeit, an verschiedenen Orten: Dafür muss sich der Stammapostel nicht aufteilen, sondern nur rückwärts in der Zeit reisen. Ganz normal – für Amtsträger im Südpazifik.
Samoa, Amerikanisch-Samoa, Fidschi und Neuseeland: Das sind die Stationen der anstehenden Reise von Stammapostel Jean-Luc Schneider im Bezirk „Westpazifik“, dem Arbeitsbereich von Bezirksapostel Peter Schulte. Neben Gottesdiensten stehen vom 14. bis 22. September 2019 auch Jugendtreffen, Musikveranstaltungen und ein Podiumsgespräch auf dem Reiseplan. Doch darüber hinaus bringt die Tour auch noch Besonderheiten und Herausforderungen mit sich.
Heute starten, gestern landen
Sonntag, 15. September 2019, 10 Uhr: Der Stammapostel hält Gottesdienst in Apia (Samoa). – Sonntag, 15. September 2019, 10 Uhr: Der Stammapostel hält Gottesdienst in Pago Pago (Amerikanisch-Samoa). – Zwischendrin absolviert er einen 30-minütigen Flug, der am 15. September beginnt und am 14. September endet.
Schuld an diesen zeitlichen Verwirrungen ist die Datumsgrenze: Die Erde ist in 24 Zeitzonen eingeteilt. Ausgehend von dem Streifen über Großbritannien gehen die Uhren nach Osten hin vor und nach Westen hin zurück. Auf der anderen Seite des Erdballs, mitten im Pazifik, stoßen die Zeitzonen aufeinander: mit 24 Stunden Unterschied, als einem vollen Kalendertag.
Für Peter Eves ist so etwas ganz normaler Alltag. Der Bezirksälteste leitet öfter mal samstags ein Amtsträger-Treffen und sonntags einen Gottesdienst auf Samoa und danach samstags ein Amtsträger-Treffen und sonntags einen Gottesdienst auf Amerikanisch-Samoa. Zehn Gemeinden mit rund 1200 Mitglieder umfasst sein Arbeitsbereich.
Von Musik und Geselligkeit geprägt
„Musik ist ein sehr wichtiger Teil der samoanischen Kultur“, erläutert Bezirksapostel i.R. Andrew Andersen, der seinen Nachfolger bei den Vorbereitungen unterstützt. „Das musikalische Talent in den Gemeinden ist enorm. Eine normale Chorprobe könnte leicht mit einer Konzertaufführung verwechselt werden.“ Auch die Geselligkeit sei extrem wichtig in der polynesischen Kultur, schmunzelt der Ruheständler: „Die regelmäßigen Gemeindefeste sind absolut ungeeignet für jemanden, der gerade auf Diät ist.“
Typisch für beide Inselgruppen – sowohl der unabhängige Staat im West als auch das US-amerikanische Außengebiet im Osten – ist die christliche Prägung: Mehr als 98 Prozent der Bewohner sind Christen – und leben ihren Glauben auch, wie Bezirksapostel Andersen betont: Sonntags seien die Kirchen so voll, dass das öffentliche Leben bis hin zum Busverkehr nahezu zum Erliegen komme.
Religionen und Kulturen in Eintracht
Etwas anders sieht das auf Fidschi aus. Die Bevölkerung auf den 332 Inseln von Fidschi besteht zu knapp 60 Prozent aus der ursprünglichen Volksgruppe der Melanesier und zu knapp 40 Prozent aus Indern, die zumeist in der vierten oder fünften Generation dort leben. So stellen Christen etwa zwei Drittel und Hindus ein Drittel der Einwohner. Das Zusammenleben der Kulturen und Religionen funktioniere friedlich und harmonisch, erläutert Andrew Andersen.
Hier zählt die Neuapostolische Kirche gut 1900 Mitglieder in 17 Gemeinden – überwiegend im ländlichen Bereich, aber innerhalb beider Bevölkerungsgruppen. „Die Liebe zur Musik ist auch bei den melanesischen Fidschianern eine Lebenseinstellung“, berichtet der Bezirksapostel in Ruhe. „Sie verfügen über enorme musikalische Fähigkeiten. Und die Musik hat einen sehr prominenten Platz im Gemeindeleben. Erwachsene und Kinder nehmen gleichermaßen an den Chören teil.“
Zeremonien mit Vorwarnung
Letzte Station ist Christchurch in Neuseeland, wo der Stammapostel einen Zentralgottesdienst hält, der ins ganze Land und nach Australien übertragen wird. Zuvor muss er aber in den anderen Inselstaaten noch eine Zeremonie absolvieren, die nicht ganz ohne ist. Nein, dabei geht es nicht um die berühmte Begrüßung mit der „Lei“, wenn dem Gast die Blumengirlande um den Hals gelegt wird. „Da sollte man höchstens drauf achten, nicht das beste weiße Hemd anzuziehen.“
Bezirksapostel Anderson denkt eher an die Kava-Zeremonie. „Wenn der Stammapostel das nicht kennen würde, müsste ich ihn vorwarnen.“ Dabei erhält der Ehrengast einen rituellen zubereiteten Trank aus der Kava-Wurzel, der nach Pfeffer schmeckt und eine gewisse Taubheit im Mund hinterlässt. „Ich kenne keinen Europäer, dem das wirklich geschmeckt hat.“ Aber: „Das ist hier eine ganz große Ehre.“
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Andreas Rother
12.09.2019
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