Vom Abweg zum Heimweg

Im Glauben und im Leben muss jeder seinen eigenen Weg finden: Von dieser Erfahrung erzählt ein aufwändiger Film, den Jugendliche aus Ostdeutschland gedreht haben – und der gleich drei Mal seine Premiere verpasste.

Emely war immer der Liebling der kleinen gemütlichen Gemeinde. Hier kennt man sich schon seit Jahrzehnten, die Kinder wachsen in der Gemeinschaft mit auf, gemeinsam macht man Ausflüge oder trifft sich zum Gemeindefest. So war auch die Freude groß, als Emely konfirmiert wurde – die ganze Gemeinde feierte mit.

Und nun das: Emely ist seit Wochen nicht mehr in den Gottesdiensten oder bei Jugendaktivitäten gewesen. Stattdessen sieht man sie mit anderen Jugendlichen umherziehen. Und wer ist dieser neue Freund Majd?

Insgesamt 29 Schauspieler, ein Dutzend Drehorte und sieben Dreharbeiten machen diesen 37-minütigen Film zu einer Besonderheit. Die neuapostolische Jugendgruppe in und um Borna (Sachsen) hat unter der Regie von Marco Irrgang sowie unter Mitarbeit der Bornaer und Naunhofer Gemeinde ein Geschehen aufgegriffen, wie es sich vermutlich in vielen Gemeinden abspielt.

Mitten aus dem Gemeindeleben

Der Film „Der schmale Pfad“ blickt in eine kleine neuapostolische Gemeinde. Da ist der Chor, die Amtsträger, der Jugendleiter, die Senioren und eine Jugendliche mit ihrer Familie. Alles scheint perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. Nicht nur der Ablauf am Sonntagmorgen in der Familie.

Plötzlich ist der Frieden gestört, denn die Jugendliche entdeckt ihren eigenen Weg. Sehr zum Leidwesen der Mutter, die nun ebenfalls in der Gemeinde in einen inneren Konflikt gerät. Es kommt wie es kommen muss, Mutter und Tochter geraten heftig aneinander. Gut, dass der neue Freund Majd die enttäuschte und suchende Jugendliche auffängt.

Wiedererkennung und Selbsthilfe

Lebensnah wird die Handlung abgespielt und schon nach wenigen Minuten kann man sich in die Personen hineinversetzen, mitfühlen und verstehen. Mehr noch, man findet sich und die eigene Gemeinde in vielen Punkten wieder.

Neben der Verletzlichkeit einer jungen Familie und manchen Konfliktzonen in der Gemeinde, die erst durch Emelys Entscheidung aufgedeckt werden, zeigt der Film aber auch die geschwisterliche Kompetenz einer starken Gemeinde und das Potenzial des Seelsorgers. Damit bietet der kurze Streifen Hilfe zur Selbsthilfe für ähnliche Fälle.

Pleiten, Pech und Pannen

Die Uraufführung des Films sollte ursprünglich auf dem Internationalen Jugendtag 2019 in Düsseldorf erfolgen. Nach einer technischen Panne konnte der Film beim ersten Termin teilweise nur ohne Ton gezeigt werden. Der zweite Termin wurde aufgrund einer Doppelbelegung gestrichen. Ein Ersatztermin am Samstag nach der Abendandacht wurde nach vielem Ringen zugesagt. Doch nach wenigen Minuten Vorführzeit brach der Film durch eine Generalabschaltung der Halle durch die Messe Düsseldorf kurz nach Mitternacht ab.

Jetzt ist der Film auf Youtube zu sehen. Und das lohnt sich: Denn das überraschende Ende lässt den Zuschauer mit einem Stück gelerntem Gottvertrauen und einem neuen Blick auf das Miteinander zurück.

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Sebastian Müller-Bahr, Andreas Rother
10.02.2020
Medien, Gemeindeleben