Geistlicher Vater von Millionen

Seine Lebensdaten sind eine Herausforderung. Denn für die Pioniere des Glaubens gab es Wichtigeres als Zahlen für die Nachwelt. Doch was zählt, ist sein geistliches Erbe: Apostel George Henwood Mkandawire hat in diesen Tagen 120. Geburtstag.

Es ist das Jahr 1954: In den USA wird Rassendiskriminierung höchstrichterlich für illegal erklärt, doch die nationale Gesetzgebung braucht noch ein Jahrzehnt. Und in Südafrika hat das Regime der Apartheid gerade erst begonnen, das noch vier Jahrzehnte überdauern sollte. Es ist genau dieses Jahr, in dem die Neuapostolische Kirche ihre ersten schwarzen Apostel ordiniert.

Mit dem Mentor in die Fremde

George Mkandawire – da noch ohne „Henwood“ im Namen – wird in Mzimba in Njassaland geboren, dem heutigen Malawi. Sein Vater ermöglicht ihm den Besuch der Missionsschule in Livingstone. „Mein ganzes Streben richtete ich darauf, mit Gott und Christus in Berührung zu kommen“, heißt es in seinen autobiografischen Angaben.

Ein Lehrer erkennt die Talente des ungewöhnlich strebsamen Schülers und fördert ihn. Der Mann heißt Henwood. Als der Lehrer nach Kapstadt zurückkehrt, geht der Schüler mit seinem Mentor. Die Eheleute nehmen George auf, der von nun an auch Henwood heißt.

Auf dem Heimweg angehalten

In Südafrika lernt der junge Mann gleichzeitig seine spätere Frau und die Neuapostolische Kirche kennen. 1923 wird er versiegelt. In der Gemeinde Athlone fällt er schnell als ein besonders aktives Mitglied auf. Seine Biografie nennt 1926 und 1927 für die Ordination zum Priester und Evangelisten. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Schuhmacher.

Auf einer Reise in die Heimat macht Henwood 1928 einen Zwischenstopp in Nord-Rhodesien, dem heutigen Sambia. In der damaligen Hauptstadt Livingston fällt sein Zeugnis vom neuapostolischen Glauben im Gespräch mit Schuhmacher-Kollegen auf fruchtbaren Boden. Er beschließt zu bleiben und legt damit den Grundstein für die ersten Gemeinden, die schon 1929 die staatliche Anerkennung erhalten.

Am Ziel angekommen

Schritt um Schritt fasst das neuapostolische Bekenntnis Fuß im ganzen Land. In den 1940er Jahren bringt Mkandawire seinen Glauben schließlich auch in heimische Gefilde: Als Bezirksältester schickt er Missionare nach Njassaland, die ihm von Erfolgen berichten können.

Fehlt nur noch Süd-Rhodesien, das heutige Simbabwe, das von Südafrika aus seinen neuapostolischen Impulsen erhielt, zum aktuellen Bezirksapostelbereich: Rund 1,5 Millionen Mitlieder zählen die drei Gebietskirchen derzeit. Versorgt werden sie von gut 43.000 Amtsträgern unter der Leitung von 27 Aposteln.

Am 1. Weihnachtsfeiertag 1955 versiegelt Apostel Henwood einen 18-Jährigen, der einen großen Anteil an dieser Entwicklung haben sollte: Duncan Burton Mfune. Er wird 1988 der erste schwarze Bezirksapostel.


Foto: NAC International

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Andreas Rother
12.08.2021
Gemeindeleben, Persönlichkeiten