Die Sakramente (2): Ein Bauplan, vier Ecksteine

Sakramente – wofür braucht es das? Glauben geht doch auch ohne, oder? Antwort darauf gibt Jesus Christus selbst. Doch wie funktionieren sie eigentlich – diese Türen auf dem Weg zur Gottesnähe?

Über das Gesicht huscht ein Lächeln. Das ist zunächst mal ein Zeichen für Freude, doch gleichzeitig ist es weit mehr als eine bloße Symbolhandlung. Denn das Lächeln vermittelt die Freude und macht die Freude sogar spür- und erlebbar. Ähnlich verhält es sich mit den Sakramenten. Nur, dass noch viel mehr dahintersteckt.

Denn: Sakramente sind notwendig, um Heil in Jesus Christus zu erlangen. Das hat der Gottessohn selbst deutlich gemacht: Wer nicht wiedergeboren wird aus Wasser und Geist, der kann nicht ins Reich Gottes kommen (Johannes 3,3–5). Und nur wer sein Leib und Blut zu sich nimmt, der hat ewiges Leben (Johannes 6,54).

Gott handelt zum Heil

„Sakramente sind grundlegende Gnadenmitteilungen Gottes“, erläutert der Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK, Kapitel 8). „Es sind heilige Handlungen, die am Menschen vollzogen werden, damit er das Heil erlangt.“ So schenkt Gott in der Taufe seine Nähe und im Abendmahl Anteil an sich selbst. Der Empfang aller Sakramente eröffnet den Gläubigen den Weg dazu, bei der Wiederkunft Christi mit dem Herrn vereint zu werden.

Jedes Sakrament wurzelt in Wort und Wirken Jesu Christi sowie in der Sendung des Heiligen Geistes. Deshalb sprechen Theologen auch von dem Gottessohn als dem „Ursakrament“ und von der durch ihn gestifteten Kirche als dem „Wurzelsakrament“.

Unsichtbares offenbart sich

Alle Sakramente folgen einem gemeinsamen Bauplan mit den vier Ecksteinen Zeichen, Inhalt, Spender und Glaube:

  • Das Zeichen ist das sichtbare Element oder die Handlung, zum Beispiel Wasser bei der Taufe oder die Handauflegung bei der Versiegelung.
  • Der Inhalt ist die Gegenwart des Heils, wie das Abwaschen der Erbsünde, die Schaffung von Gottesnähe und das Einfügen in die Kirche Christi bei der Taufe.
  • Der Spender ist der beauftragte Amtsträger als Vermittler.
  • Der Glaube des Empfangenden, damit das Sakrament zum Heil empfangen wird.

Dabei spiegelt das Sakrament – ähnlich wie die Kirche Christ – die Doppelnatur Jesu Christi. Das sichtbare Zeichen, die menschliche Seite, und der unsichtbare Inhalt, die göttliche Seite, verbinden sich im Weihewort miteinander. Am deutlichsten wird das beim Heiligen Abendmahl: Das sichtbare Zeichen sind Brot und Wein in Form der Hostie. Durch die Aussonderungsworte tritt das unsichtbare Wesen von Leib und Blut Christi hinzu. Es entsteht eine Einheit. Jesus ist wahrhaft gegenwärtig.

Wirkung braucht Glauben

„Die Gültigkeit der Sakramente hängt nicht mit ihrer Deutung zusammen oder mit dem Verständnis, das man von ihnen hat, sondern allein mit den vier oben genannten Größen“, betont der KNK. Selbst Unglaube kann das Sakrament nicht mehr ungültig machen. „Denn was Gott tut, kann der ungläubige Empfänger nicht aufheben.“

Allerdings sind Sakramente kein quasi-magischen Rituale, die ganz automatisch ihre Wirkung entfalten würden. Der Glaube des empfangenden Menschen ist die Voraussetzung dafür, dass das Sakrament seine Heilswirkung entfalten kann. Es wirkt zum Segen ab dem Moment, indem der Empfänger zum Glauben kommt.

Sakramente sind keine Erfindung der Neuapostolischen Kirche. Die Lehre davon blickt auf 2000 Jahre christlicher Geschichte zurück und kennt viele interkonfessionelle Gemeinsamkeiten. Allerdings: In der Bibel taucht das Wort so nicht auf – mehr darüber in der kommenden Folge dieser Serie.


Foto: megaflopp - stock.adobe.com

Artikel-Infos

Autor:
Datum:
Schlagworte: