Wie Gottesdienst und Gläubige zueinanderkommen

Von „seit März im Lockdown“ bis „Gottesdienste fast überall“ ist alles dabei. So unterschiedlich hat die Corona-Krise das Gemeindeleben neuapostolischer Christen rund um den Globus im Griff. Und so verschieden sind die Lösungen.

„Wenn der Gläubige nicht zum Gottesdienst kommen kann, dann kommt der Gottesdienst zum Gläubigen.“ – Unter diesem Motto hatte die Neuapostolische Kirche im März dieses Jahres reagiert, als der nahezu weltweite Lockdown auch gottesdienstliche Versammlungen unmöglich machte. Innerhalb kürzester Zeit hatten die Gebietskirchen die Möglichkeit geschaffen, zentrale Gottesdienste per YouTube, Fernseher oder Telefon mitzuerleben.

Auf dem Weg zurück in die Kirchengebäude sind einige Länder schon weit gekommen – wie zum Beispiel in Deutschland. Nachdem die Vor-Ort-Gottesdienste im Juni wieder aufgenommen werden konnten, wird dort mittlerweile „nahezu flächendeckend wieder Präsenzgottesdienste angeboten“. Das teilten die vier deutschen Gebietskirchen in einer gemeinsamen Bekanntmachung mit.

Vor diesem Hintergrund werden die zentralen Video-Gottesdienste eingestellt. Wer den Vor-Ort-Gottesdienst weiterhin nicht besuchen kann, etwa weil er zu einer Risikogruppe gehört, der soll sich aber auch weiterhin in Bild und/oder Ton zuschalten können – dann allerdings in Regie der Gemeinden und Bezirke.

Wo Gemeinden meist geschlossen sind

Gegenextrem dazu ist Südamerika: Gerade mal sechs Prozent der Gemeinden können die Kirchentüren öffnen – und zwar in Uruguay sowie in zwei Bezirken Argentiniens. Ansonsten werden die Glaubensgeschwister weiterhin über zentrale Video-Sendungen versorgt: mittwochs mit einer Andacht und sonntags mit einem Wortgottesdienst, monatlich ein Jugend- und ein Amtsträger-Gottesdienst – immer jedoch ohne Heiliges Abendmahl.

Auf grob ein Drittel beziffert die Gebietskirche USA die Zahl der wieder geöffneten Gemeinden. So gibt es weiterhin der Gottesdienst jeden Sonntag in Englisch und Spanisch auf Sendung. Auch in Australien sind längst nicht alle Kirchengebäude wieder geöffnet. 20 Prozent der Gemeinden bleiben auf Sendungen angewiesen – zum Beispiel im Staat Victoria, wo Glaubensgeschwister durchgehend seit März im Lockdown leben.

Abstand macht Gebäude kleiner

Derweil kann Kanada wieder überall Gottesdienst feiern. Die Abstandregeln reduzieren allerdings die Zahl der Sitzplätze auf ein Drittel. So lange das so bleibt, hält die „eChurch“ per Livestream und YouTube die Türen offen. So oder so steht für jeden Gottesdienst ein passendes Medien-Paket zur Verfügung: mit Aufnahmen von Gemeinde- und Chorliedern, damit man sich trotz Singverbot an Gesang erfreuen kann.

Damit hat auch Südafrika zu kämpfen, das gerade erst Anfang Oktober in die örtlichen Gemeinden zurückgekehrt ist. Nicht alle Gebäude sind so riesig wie Tafelsig oder Silvertown, wo trotz 1,50 Meter Abstand bis 250 Besucher unterkommen. So bliebt es bei den Sonntagssendungen auf NAC TV. Einige Gemeinden übertragen ihre Mittwochsgottesdienste per YouTube. Anders löst das Problem Demokratische Republik Kongo, Gebietskirche West. Viele große Gemeinden feiern jeden Sonntag zwei bis drei Gottesdienste, um alle Besucher zu versorgen.

Und so ergibt sich ein buntes Bild an Vorgehensweise je nach örtlichen Gegebenheit -allein schon in Europa: Estland hat Präsenz-Gottesdienste, während Norwegen und diverse russischsprachige Länder noch zweigleisig fahren. Auch in Großbritannien, Irland, Schweden, Dänemark, Frankreich und Portugal bleiben die Gottesdienste bis auf Weiteres online. In Polen wechseln sich mit der Sendung die Gemeinde reihum ab – ein Modell, dass auch in deutschen Gebietskirchen als denkbar gilt.


Foto: Jessica Krämer

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Andreas Rother
22.10.2020
Gottesdienst, Gemeindeleben