Trinitarisch ist der Gottesdienst von Anfang an

Kennzeichen der christlichen Gemeinde im Unterschied zu anderen Weltreligionen ist der Glaube an den dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Trinitarisch sind auch die Gottesdienste in christlichen Kirchen. Der neuapostolische Gottesdienst beginnt auf diese Weise.

„In dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ – so lautet die Eingangsformel in den Gottesdienst. Das sind keine zufälligen Worte. Vielmehr ist die Anrufung und Anbetung des dreieinigen Gottes die Eintrittskarte in einen würdigen Gottesdienst: Gott ist anwesend! Er wacht über sein Volk, er wacht über sein Wort.

Ein erstes Votum für den Herrn

Erste Worte in einem Gottesdienst sollen bedeutsam sein. Die Gottesdienstteilnehmer kommen am Sonntagmorgen aus dem Bett, von der Frühstückstafel oder wochentags von der Arbeit und sollen sich nun heiligen. Innerlich zum Frieden finden. Die Wichtigkeit des Augenblicks verspüren.

Durch die trinitarische Einleitung wird angesagt, was jetzt geschieht: Gebet, Predigt, Lieder, Sakramentsfeier – alles geschieht im Namen des dreieinigen Gottes! Menschen sind eben nicht allein im eigenen Namen versammelt, sondern im Namen Gottes. Der Priester gibt ein Votum ab: Was jetzt kommt, geschieht im Namen des Herrn.

Das Anrufen des dreieinigen Gottes ist quasi die Vertikale – der Blick geht von unten nach oben, der Gottesdienstbesucher besinnt sich auf die Macht Gottes und der Priester verhilft ihm mit einer 2000 Jahre alten Formel, die Augen der Seele zu erheben. Nicht mehr der horizontale Blick gilt jetzt – keine Begegnung auf Augenhöhe wie sonst unter Menschen, sondern die Allmacht Gottes schwingt ihr Pendel in unsere Richtung.

Ab diesem Zeitpunkt geht es nicht mehr um Äußeres, nicht um den Priester, nicht um Menge, nicht um menschliche Begrenzungen. Alles, was folgt, geschieht im Namen Gottes!

Proklamation der Anwesenheit Gottes

„Der trinitarische Eingang ist nicht Teil des Eingangsgebetes, sondern Proklamation der Anwesenheit Gottes! Das Gebet ist hingegen unsere Ansprache Gottes. Deshalb wird zwischen der trinitarischen Formel und dem anschließenden Eingangsgebet eine Sprechpause von ca. 2-3 Sekunden eingelegt.“ So lautet die Erläuterung in der Liturgieordnung der Neuapostolischen Kirche.

Früher setzte die Kirche hinter die Formel ein Amen als Ausdruck der Rechtmäßigkeit. Doch es soll kein Gebet darstellen, sondern Anrufung sein.

Was passiert in diesen Augenblicken? Im neuapostolischen Katechismus heißt es dazu: „Die Dreieinigkeit Gottes ist ein Geheimnis. In der trinitarischen Formel „In dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ wird nicht die Mehrzahl „die Namen“, sondern die Einzahl „der Name“ benutzt: Der eine Gott ist der Dreieine“ (KNK 3.1.1).

Darauf hat der Gottessohn seine Jünger schon hingewiesen, auch sie sollten „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ taufen (Matthäus 28,19). Die Trinität zu verstehen, fällt dem Menschen schwer. Sie ist vielmehr Glaubensgrundsatz. Der dreieinige Gott ist nicht drei unterschiedliche Götter, sondern ein Gott – drei Personen (Hypostasen) zwar, aber nicht drei Wesen (Substanzen).

Die trinitarische Spur in der Bibel

Das muss man erstmal sacken lassen. Die Heilige Schrift steckt voll mit Hinweisen auf die Trinität Gottes, auch wenn es eine ausformulierte Lehre dazu wohl noch nicht gegeben hat. So richtig entstanden ist die Trinitätslehre zwischen dem Konzil von Nicäa (325) und der Synode von Toledo (675). Streitigkeiten, theologische Flügelkämpfe mussten erst überwunden werden: Ist der Sohn dem Vater gleichgestellt oder untergeordnet: Wesensgleichheit oder Wesensähnlichkeit? Die Synode von Toledo hat festgehalten: „Der Vater ist dasselbe wie der Sohn, der Sohn dasselbe wie der Vater, der Vater und der Sohn dasselbe wie der Heilige Geist, nämlich von Natur ein Gott“ (KNK 3.2.3).

Bei Paulus ist festgehalten, womit der neuapostolische Gottesdienst heute endet: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2. Korinther 13,13).

Trinitarisch beginnt der Gottesdienst, trinitarisch endet er auch.


Foto: Frank Schuldt

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Peter Johanning
24.03.2016
Gottesdienst, Lehraussagen