Nur die Liebe zählt
Typisch Petrus: Überschwänglich, hitzig, großspurig, vorlaut. Und dieses Mal hat er sich ein wirklich dickes Ding geleistet: Aber – warum macht ihn Jesus dann zum Oberhirten? Beobachtungen rund um die Frage „Hast du mich lieb?“.
Am Anfang hatte es ja noch etwas Amüsantes: Etwa als Jesus durch den Sturm kam und Petrus meinte, auch über das Wasser laufen können zu müssen. Nach ein paar Schritten verließ ihn der Glaubensmut. Jesu Hand rettete ihn, als er unterging.
Ernst war es im Garten Gethsemane, als Jesus verhaftet wurde. Wie oft hatte er Petrus erklärt, welchen Weg er gehen musste – zum Heil aller Menschen? Und dennoch widersetzte sich der Jünger mit Waffengewalt und verletzte einen Menschen schwer. Wieder war es die Hand Jesu, die Petrus vor dem Untergang bewahrte.
Höhepunkt des Scheiterns
Jetzt hat Petrus jedoch sein Meisterstück in Sachen „Versagen“ abgeliefert: Gerade hatte er noch große Töne gespuckt, dass er Jesu bis in den Tod folgen würde. Und dann folgte er ihm nicht einmal mehr bis in den Palast des Hohenpriesters. Stattdessen wärmte er sich draußen am Holzkohlenfeuer der Dienerschaft.
Während Jesus drinnen vor dem Hohen Rat Wort um Wort ein Bekenntnis ablegte, das ihn unweigerlich in den Tod führen würde, verweigerte Petrus noch das kleinste Bekenntnis zu seinem Herrn: Erst leugnete er, dann schwörte er und schließlich fluchte er – nein, ich gehöre nicht dazu. Dabei hatte Jesus ihn genau vor dieser Situation gewarnt.
Vergebung hoch drei
Noch ein Holzkohlenfeuer – darauf brutzeln Fische. Die Jünger hatten die Nacht nichts gefangen. Waren aber nochmal rausgefahren und hatten die Netze zur anderen Seite ausgeworfen. Auf Geheiß eines Mannes am Ufer, in dem sie – erst als die Netze voll waren – den auferstandenen Herrn erkannten. Nun frühstücken sie gemeinsam.
Jesus nimmt Petrus beiseite. Sie gehen wohl ein Stück am Ufer des See Genezareth, den manche auch Tiberias nennen. Ob er ihn lieb habe, fragt der Herr seinen Jünger – dreimal. Es scheint, als wolle er so die Schuld aus der dreimaligen Verleugnung tilgen. Doch es steckt noch viel mehr dahinter.
Qualitäten der Liebe
„Hast du mich lieber als jene?“ So lässt sich Jesu erste Frage auch übersetzen. Wenn er damit die Fische als Frucht der Arbeit meint: Ja, Petrus ist bereit die Sicherheit seiner materiellen Existenz ein weiteres Mal zu verlassen. Und wenn er damit die anderen Jünger meint: Nein, Petrus steht längst nicht mehr der Sinn nach Rangstreit. In der Schmach des Verleugnens hat er sich selbst erkannt.
„Liebst du mich absolut und bedingungslos?“ So lässt sich Jesu zweite Frage übertragen. „Ich habe dich lieb“, antwortet Petrus. Das ist eine andere Qualität als die gefragte, aber ehrlich. Er ist sich klar darüber, dass sein früherer Überschwang wohl einem Jesus galt, wie er ihn gerne gehabt hätte – als strahlenden Held und nicht als leidendes Opfer.
„Hast du mich lieb?“ – Zuletzt benutzt Jesus die gleichen Worte wie Petrus. Und der seufzt: „Herr, du weißt alles.“ Sie sind auf dem Grund seines Herzens angekommen – bei einer reinen, ehrlichen Liebe. Das ist alles was Jesus braucht, um Petrus die Verantwortung für die Herde Christi zu übergeben: den Auftrag Lämmer und Schafe zu weiden und zu hüten, Groß und Klein zu versorgen und zu schützen.
Was uns das sagt
Was bedeutet diese Begegnung aus Johannes 21 für uns heute? Ganz einfach:
- Es kommt nicht darauf an, wer du bist, was du kannst und was du vollbringst – es kommt nur auf deine ehrliche Liebe zu Jesus an.
- Eine Liebe, die sich nicht einen Heiland nach eigenen Vorstellungen zurechtbastelt. Jesus liebt dich, so wie du bist, liebe du ihn auch so, wie er ist.
- Er kennt deine Schwächen und dennoch will er dich an seiner Seite haben. Erkenne auch du deine Schwäche, denn jenseits dessen liegt der Herzengrund, auf dem du die wahre Liebe findest.
Oder wie es 1. Johannes 4,16 formuliert: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
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Andreas Rother
13.05.2017
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