Wenn der Sprecher die Regie führt

Kameramann Kevin ist erleichtert: „Neujahrsansprache im Kasten ...“ postet er auf Facebook. Doch als Cutter fängt seine Arbeit jetzt erst an. Wie das Video zur Jahreslosung 2020 entsteht.

Es ist ja nicht so, als ob Stammapostel Jean-Luc Schneider niemals mit Kameras konfrontiert wäre. Schließlich hält er Jahr für Jahr zwei oder mehr Dutzend Gottesdienste, die per Video in viele Gemeinden übertragen werden. Allerdings: So eine Ansprache zum neuen Jahr, das ist schon was anderes.

Teamwork in der Zentrale

Für zwei Stunden hat das Kommunikationsteam die Regie übernommen im Büro des Stammapostels am Züricher Hauptsitz der Neuapostolischen Kirche International. Im selben Gebäude ist auch die Verwaltung der Gebietskirche Schweiz zu Hause. Das macht das Teamwork einfacher – nicht nur im Alltag, sondern auch für diese Video-Aufnahmen.

Die beiden Kameras – 4K, also recht hochauflösend – haben die Schweizer der Mannschaft rund um Kirchensprecher Peter Johanning bereitgestellt, mitsamt Stativen, Funkmikrofonen und kistenweise Zubehör. Einen zweiten Teleprompter hat das Übertragungsteam vom Bischoff Verlag beigesteuert. Doch die Technik hat so ihre Tücken.

Wenn der Text Kopf steht

Teleprompter, das sind Geräte, die Lauftexte so vor die Kamera projizieren, dass der Gefilmte sie ablesen kann, der Zuschauer sie aber nicht sieht. Gleich zwei davon sind dieses Mal im Einsatz – um etwas Abwechslung in die Bilder zu bringen. Dazu müssen die Teleprompter absolut synchron laufen. Und genau da hakt es.

Erst bei der Hardware: Ein spezieller Verteilerstecker versagt, das eine Laptop sendet nur auf einem Kanal, eine zweites Notebook schafft es schließlich. Und dann bei der Software: Auf einem der beiden Bildschirme steht der Text immer Kopf oder in Spiegelschrift. Aber auch da findet sich eine Lösung.

Neujahrsansprache, die sechste

Die Tür ist zu, das Telefon bleibt stumm. Jetzt spricht der Stammapostel. Und das in drei Sprachen. Er ist gut aufgelegt. Französisch, Englisch und Deutsch – jeweils in zwei Durchgängen – sind ruckzuck im Kasten. So glatt lief das Einsprechen noch nie. Nur einmal verhaspelt er sich so hartnäckig an einer Stelle, dass er aus dem Schmunzeln kaum noch herauskommt.

Es ist der sechste Einsatz dieser Art für Jean-Luc Schneider. Am 1. Januar 2015 wandte er sich erstmals per Video an die Kirchenmitglieder in aller Welt, übermittelte seine guten Wünsche und gab die Jahreslosung. „Freude in Christus“ lautete der Appell zu diesem Auftakt, es folgten „Siegen mit Christus“, „Ehre sei Gott, unserem Vater“, „Treue zu Christus“ sowie in diesem Jahr „Reich in Christus“.

Sendung auf mehreren Kanälen

Hundertausende von Glaubensgeschwistern sehen jedes Jahr die Neujahrsansprache, zehntausende schon in den ersten Stunden nach Veröffentlichung. Das Internet ist nur ein Kanal von mehreren. In Südostasien etwa wird der Video-Impuls gerne nach dem Gottesdienst gezeigt. Und die Neuapostolische Kirche Afrika-Süd plant diese Sendung fest in das Programm ihres Kanals NAC TV ein.

Zufrieden steht der Stammapostel vom Schreibtisch auf. Sein Part ist getan. Für die anderen fängt die Arbeit mit dem Abbau der Kameras erst richtig an: Die besten Passagen raussuchen, die passenden Ausschnitte auswählen, das Material zusammenschneiden, Vorspann und Untertitel machen und dergleichen mehr.

Zu sehen ist das Ergebnis am 1. Januar 2020 hier auf nac.today, auf Facebook und auf YouTube.

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Andreas Rother
16.12.2019
Stammapostel, Neujahr, Medien