Einer der ersten
Ein Leben ganz für die Kirche – so hatte sich Johann Christoph Leonhard Hohl das vermutlich nicht vorgestellt. Und doch folgte er als einer der ersten einem ganz besonderen Ruf Gottes. Heute wäre der Apostel 200 Jahre alt geworden.
Gerade erst hatte sich die „allgemeine apostolische Gemeinde zu Hamburg“ von der Katholisch-apostolischen Kirche getrennt, da wurde Johann Christoph Leonhard Hohl zum Apostel für die Kirche berufen, die erst 33 Jahre nach seinem Tod ihre heutige Bezeichnung bekam: „Neuapostolische Kirche“.
Alles kommt anders als geplant
Vor genau 200 Jahren bekamen Marie, geborene Klein, und Georg Alexander Hohl einen Sohn, den sie Johann Christoph Leonhard nannten. Sie waren evangelisch und lebten in Weikersheim, im Süden Deutschlands. Dort verliebte sich Johann in Margarethe Streng, die aber als Dienstmädchen nach Hamburg, ganz im Norden Deutschlands, ging. Der Liebe wegen folgte Johann ihr.
In Hamburg begann er 1844 als Schlossergeselle zu arbeiten. 1849 heirateten Margarethe und Johann. Einer ihrer Trauzeugen war ein gewisser E.F.C. Gronau, der später apostolisch wurde. Vermutlich war er es, der das Ehepaar in die apostolische Gemeinde in Hamburg einlud, wo die beiden gerne blieben.
Zu ihrem Glück kamen sechs Kinder dazu: Carl, Eduard, Sophie, August, Emil und Otto. Nachdem Johann 1854 eine Prüfung zum Schlossermeister ablegte, konnte er seine eigene Schlosserei eröffnen. So hätte die Familie eigentlich ruhig und zufrieden leben können. Aber Gott hatte andere Pläne.
Auf sein Wort hin…
Im Sonntagsgottesdienst des 30. Oktobers 1864 berief der Prophet Johann Heinrich Ernst Ludwig Geyer vier Männer der Gemeinde zu Aposteln: Johann August Ludwig Bösecke für Breslau, Heinrich Ferdinand Hoppe für Nordamerika, Peter Wilhelm Louis Stechmann für Ungarn – und Johann Christoph Leonhard Hohl für den Süden Deutschlands. Er sollte in Gießen und Frankfurt beginnen.
Der frischgebackene Apostel stand vor einem herausfordernden Schritt. Er musste seine Schlosserei und seine Wohnung verkaufen und eine neue Arbeit finden. Wovon sollte er sich ernähren, seine Frau und seine Kinder, die damals zwischen einem und 14 Jahre alt waren? Finanzielle Unterstützung von Seiten der Kirche war damals noch unmöglich.
Nach einem Jahr hatte die Familie Haus und Geschäft verkauft, zog aber zunächst in die Heimatstadt. Hier konnten wenigstens die Großeltern mit den Kindern helfen, damit der Apostel nach 12 bis 14 Stunden Arbeit am Tag noch für die Kirche wirken konnte.
Außer in Preußen gab es im damaligen deutschen Staatenbund noch nirgends Religionsfreiheit. Im damaligen Königreich Württemberg durfte der Apostel also keine öffentlichen Gottesdienste feiern, sondern nur im persönlichen Gespräch von seinem Glauben erzählen.
Goldene Zeiten in Gießen
Rund 16 Jahre vergingen so ohne wirklich sichtbare Erfolge. Vermutlich ging Johann Hohl in dieser Zeit immer wieder nach Gießen, um dort mit Menschen über seinen Glauben zu reden und um einen Arbeitsplatz zu finden.
Erst im Sommer des Jahres 1881 fand Apostel Hohl Arbeit in einem Eisenwerk in Gießen und konnte dort von da an intensiver für die Kirche arbeiten.
Der bis dahin in Worms lebende Evangelist Georg Gustav Adolf Ruff half Apostel Hohl. Er fand eine Anstellung im selben Betrieb und so waren die beiden Männer beruflich, kirchlich und auch freundschaftlich verbunden. Oft wanderten sie gemeinsam ins Umland von Gießen, um mehr Menschen für den Glauben zu begeistern. Ihre beiden Ehefrauen unterstützten sie bei allem nach Kräften.
In seinem Haus in Gießen gab es einen großen Saal, indem Apostel Hohl sonntags Gottesdienste feierte und zweimal in der Woche zu Infoabenden einlud. Seit 1871 war auch in Hessen Religionsfreiheit.
Letzte Station Frankfurt
Eine erneute Weissagung erinnerte Apostel Hohl daran, dass auch in der Stadt Frankfurt am Main Menschen auf sein Wirken warteten. Und so zog er im März 1885 nach Frankfurt, um hier mehr Menschen für seinen Glauben zu begeistern. Er war damals schon 62 Jahre alt. Bald nach dem Umzug fing er an zu kränkeln. Zuerst betete er noch dafür, dass es bald besser werden möge, doch er akzeptierte seine Krankheit schließlich und konnte am 20. Mai 1887, nur wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag, in Ruhe sterben.
Der verwaisten Gemeinde nahm sich später sein Freund und Mitstreiter Gustav Ruff an, der 1888 von Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff ins Apostelamt gesetzt worden war.
Foto: NAK Westdeutschland Zentralarchiv