Tatkräftig und ordnend
Er war die Vaterfigur der noch jungen Glaubensfamilie: Heute vor 110 Jahren ist Friedrich Krebs gestorben. Auch wenn er als erster Stammapostel der Neuapostolischen Kirche gilt – als Amtsbezeichnung kam der Begriff erst später in Gebrauch.
Über Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Doch Friedrich Krebs muss in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen sein: „Ich bin in Elend geboren und in Sorge erzogen worden“, spielte er in späteren Jahren immer wieder gerne auf sein Heimatdorf und einen Nachbarort an.
Auf die Bildfläche der neuapostolischen Geschichtsschreibung tritt der hauptberufliche Bahnmeister erst, als ihn Apostel Carl Wilhelm Preuß laut Kirchenbuch am 17. Juli 1864 versiegelt. Zwei Jahre später wird er zum Priester ordiniert und empfängt – mit den Zwischenstationen Ältester und Bischof – im Jahr 1881 das Apostelamt.
Anerkennung im Apostelkreis
Apostel Krebs ist ein Hüne von Mann, gesegnet mit einer unerschöpflichen Tatkraft. So kommt unter seiner Führung das erste neue apostolische Gesangbuch heraus, im Verlag seines Weggefährten und späteren Mitapostels Wilhelm Christian Sebastian. Das Werk enthält nicht nur 390 Lieder, sondern auch eine wegweisende „kurze Anleitung für den Gottesdienst“: mit Hinweisen zur „Feier des Haupt-Gottesdienstes für alle Sonn- und Festtage" sowie für „Rituale zu verschiedenen amtlichen Handlungen".
Auf diese Weise zupackend und ordnend erwirbt Friedrich Krebs bald die allgemeine Anerkennung im Apostelkreis. So wächst er - nach deren Erkrankung und Tod - in die Rolle der beiden führenden Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz und Friedrich Wilhelm Menkhoff hinein.
Auf dem Weg zum Stammapostelamt
Spätestens ab 1897 wirkt er de facto mit der Autorität eines Stammapostels: Er ordiniert Apostel, leitet die Gottesdienste bei kirchlichen Hochfesten und übernimmt die Herausgeberschaft der Kirchenzeitschrift „Der Herold“. Als Stammapostel wird Friedrich Krebs zu seinen Lebzeiten im Schriftgut indes selten bezeichnet. Offiziell verankert ist diese Amtsbezeichnung erst ein Jahr nach seinem Tod: in der Satzung von 1906 „als Hauptleiter der neuapostolischen Gemeinden Deutschland“.
Der von ihm bestimmte Nachfolger Hermann Niehaus setzt die Aufbauarbeit fort: Er gründet das Apostelkollegium, lässt eine Kirchenverfassung ausarbeiten und führt den Namen „Neuapostolische Gemeinde“ ein. In den Jahren seiner Amtszeit entwickelt sich die Kirche zu einer der größten Religionsgemeinschaften im deutschsprachigen Raum.
Gedenkt an eure Lehrer
„Vater Krebs“, wie er respektvoll genannt wurde, stirbt am 20. Januar 1905 in Braunschweig nach kurzer Krankheit. Die Trauerfeier hält Stammapostel Niehaus – mit dem gleichen Bibelwort (Hebräer 13,7), mit dem sich die Kirche beim Trostgottesdienst mehr als 100 Jahre später von Stammapostel Richard Fehr verabschiedet: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.“