Wie die Leitgedanken entstehen

Die Gottesdienst-Vorbereitung für das Jahr 2016 hat begonnen – zumindest für fast 30 Apostel aus aller Welt. Sie schreiben die „Leitgedanken zum Gottesdienst“, die an beinahe 200.000 neuapostolische Amtsträger rund um den Erdball gehen. Auftakt dazu war kürzlich der „Autoren-Workshop“.

Die Wunder Jesu: Was machte sie aus? Wie sind sie zu verstehen? Zum Start in den jährlichen Workshop gab es erst einmal theologischen Input. Denn die Arbeit der Apostel und Bezirksapostel an der Monatspublikation zur Predigt-Unterstützung berücksichtigt auch das Wissen, das Generationen von Bibelauslegern über die Jahrhunderte angesammelt haben. Das erläutert Apostel Jürgen Loy, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Leitgedanken“ im Gespräch mit nac.today.

Zwischen Kirchenjahr und Themenreihe

Und dann geht es an den eigentlichen Themenkalender. Den Rahmen setzt das Kirchenjahr – beginnend mit der Adventszeit, gefolgt von Weihnachten und den kirchlichen Hochfesten an Karfreitag, Ostern und Pfingsten. Auch Neujahr und Konfirmation sowie die drei Entschlafenengottesdienste sind gesetzt und bilden mit Erntedank und dem Buß- und Bettag das Kirchenjahr ab.

Darüber hinaus folgt die Planung unterschiedlichen Themenreihen (im vergangenen Juni die „Selbstoffenbarung Gottes“) mit wechselnden Schwerpunkten (zum Beispiel zuletzt: Jesus, Brot des Lebens; Jesus, Licht der Welt; Jesus, der gute Hirte). Für jeden Monat kommt noch ein Jugendgottesdienst hinzu sowie - noch recht neu - ein Wochentagsgottesdienst, der ein besonderes Augenmerk auf den bibelkundlichen Hintergrund richtet.

Autorenworkshops in deutsch und englisch

Die Themen festzulegen und entsprechende Bibelworte zusammenzutragen, das war die Hauptaufgabe des deutschsprachigen Autorenworkshops, der am 23. und 24. Juni in Stuttgart stattfand. Dabei arbeiten die Apostel so wie es Stammapostel Jean-Luc Schneider kürzlich für die Bezirksapostelversammlung formulierte: mit Herz, Seele und Verstand. Am Anfang steht das Gebet um die rechte Leitung durch den Heiligen Geist. Dann folgen die Denkarbeit und schließlich der Austausch von Erfahrungen und Empfindungen.

Eine Fortsetzung erlebt der diesjährige Workshop im Juli in Toronto/Kanada. Dann sind die englisch-sprachigen Autoren am Zuge, die rund ein Drittel der Mannschaft ausmachen. Sie stammen nicht nur aus Nordamerika, sondern auch aus Südamerika, Afrika und Asien. Das soll dazu beitragen, dass unterschiedliche Kulturkreise an der Erstellung der Leitgedanken beteiligt sind.

Die Arbeit der Autoren

Sobald der Workshop vorbei– und der Themenplan mit dem Stammapostel abgestimmt – ist, beginnt die eigentliche Arbeit der Autoren: Sie haben neben den Themenschwerpunkten jeweils zwei Bibelworte an die Hand bekommen. Für sie steht jetzt die Beschäftigung mit der Bibel und entsprechenden Hintergrund-Informationen zur Ausarbeitung eines Leitgedankenbeitrags an.

Dazu gehört neben dem neuapostolischen Katechismus und passender Sekundärliteratur auch der sogenannte Kontext, der von den Theologischen Diensten der Neuapostolischen Kirche International erarbeitet wird und zum Beispiel geschichtliche und gesellschaftliche Hintergründe erläutert. Eine Kurzfassung davon finden Amtsträger am Ende eines jeden Beitrages ihrer Leitgedanken.

Maßgeblich: Der Stammapostel

Den Entwurf eines Beitrags geht die federführende Arbeitsgruppe mit jedem Autor in einem persönlichen Gespräch durch. Die endgültige Prüfung liegt allerdings bei Stammapostel Schneider. „Er liest genau gegen, gibt ein hilfreiches Gesamtfeedback und hat auch viele ganz praktische Tipps parat“, berichtet AG-Vorsitzender Apostel Loy. Rund ein Drittel aller Leitgedanken-Beiträge stammt vom Stammapostel selbst. Sie gehen auf die Kerngedanken seiner Gottesdienste zurück und basieren zumeist auf dem Rundschreiben, das er jeweils in der Woche danach an alle Apostel weltweit verschickt.

Bevor die Amtsträger die Leitgedanken vorliegen haben, durchläuft die Arbeit daran noch die Abschnitte Lektorat, Übersetzung und grafische Aufbereitung. Diese sind vor allem für die Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch beim Bischoff Verlag in Frankfurt am Main/Deutschland angesiedelt, für mehr als 60 weitere Sprachen bei den jeweiligen Gebietskirchen.

Die Arbeit der Amtsträger

Dann ist es an den Amtsträgern vor Ort, sich mit Hilfe der Leitgedanken auf einen Gottesdienst vorzubereiten. Denn, das ist Apostel Loy ganz wichtig: Die Beiträge sind keine Predigtvorlage, sondern ein Hilfsmittel zur Vorbereitung auf den Gottesdienst. Mit Blick auf die unterschiedlichen Kulturen sind die Leitgedanken bewusst international anwendbar gehalten. „Mit einem Bild wie etwa den vier Kerzen am Adventskranz kann man nicht überall auf der Welt etwas anfangen.“

Konkret zu werden und die „leitenden Gedanken“ in die Lebenswirklichkeit der Glaubensgeschwister zu übersetzen, das sei die Hauptarbeit der Amtsträger vor Ort. Dabei müsse nicht jeder einzelne Punkt aus den Leitgedanken „abgearbeitet“ werden, so Apostel Loy. Entscheidend sei, dass der Kerngedanke – in den Beiträgen als Botschaft betitelt – als Tenor der Predigt bei den Gottesdienst-Besuchern anschaulich und nachhaltig ankomme.

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Andreas Rother
08.07.2015
Medien, Lehraussagen, Lehrvermittlung