SOS: Seelsorge ist so unterschiedlich wie der Mensch, der sie braucht

Der Leib braucht Pflege – die Seele auch. Das Bild vom dualen Menschen ist in allen Kirchen zuhause. Ein Priester ist Prediger und Seelsorger zugleich. Und das hat auch seine Berechtigung. Ein allgemeiner Blick auf die Seelsorge.

Woran erinnert das: Beichtgeheimnis, Schweigepflicht, geistliche Begleitung in Lebenskrisen? Richtig, an ein Seelsorgegespräch. Es soll Mut machen, Vertrauen schaffen, Sicherheit gewährleisten, Kraft vermitteln – und das alles möglichst kombiniert. Wichtig bei allem ist: Die geistliche Begleitung beginnt schon viel früher, also vor jedem Seelsorgegespräch und ist jedem Gemeindemitglied zugedacht, ob fröhlich oder traurig, verwundet oder glücklich. Seelsorge findet ihren Abgleich in der Art, die Jesus Christus an den Tag legte. Er hörte zu, half, tröstete, gab Rat, mahnte, stärkte, betete, lehrte – ohne Ansehen der Person. Und genauso lehrt es der Katechismus der Neuapostolischen Kirche: Jesus ist das vollkommene Vorbild für die Seelsorge, und an ihm soll sich jeder Seelsorger orientieren (KNK 12.4).

Seelsorge-Tipps

Kleine und auch umfassendere Seelsorger-Tipps finden sich zuhauf in der Bibel. Das Bild vom guten Hirten ist ein naheliegendes Beispiel: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe [...] Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen“ (Johannes 10,11.27.28). Enthalten sind darin Zuspruch, Trost, Ermutigung, Ermahnung, Begleitung – all das, was sich in der praktizierten Seelsorge wiederfinden soll.

Doch natürlich ist Seelsorge auch eine Aufgabe für die ganze Gemeinde und damit zugleich auch des Einzelnen. Denn nicht einer soll für alle da sein, sondern alle für einen. Die praktische Lebenshilfe ist ein wichtiges Gemeindeangebot: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen“, sagt der Herr laut Matthäus (Matthäus 25,35.36).

Seelisch und körperlich

Seelsorge gilt also in zweierlei Weise: Zum einen ist sie das geistliche Zurechthelfen auf den Weg Gottes, zum anderen der Beistand in alltäglichen Lebenslagen. Vor diesem Hintergrund ist die Seelsorge in den neuapostolischen Gemeinden und Familien von hoher Bedeutung. „Jedem neuapostolischen Christen wird eine persönliche seelsorgerische Betreuung angeboten“, sagt der Katechismus. Und weiter: „Bei der Betreuung der Glaubensgeschwister steht das Bemühen im Vordergrund, die Liebe zu Gott und seinem Werk zu vertiefen, das Glaubensleben zu fördern und die Erkenntnis über Gottes Heilswirken zu vermehren. Vornehmlich geschieht es dadurch, dass ein Gedankenaustausch über Glaubensfragen stattfindet.“

Inwieweit die Gläubigen den seelsorgerischen Hinweisen ihres Priesters nachkommen, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Die dem Einzelnen obliegende Eigenverantwortung wird respektiert und gefördert. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Seelsorger und Gläubigem ist sicher notwendig. Und selbstverständlich erfolgen Seelsorgebesuche nicht gegen den Willen der Glaubensgeschwister.

Serie mit Tipps

Seelsorge muss sicher an gewisse Rahmenbedingungen angepasst sein: Einem kranken Menschen trete ich anders gegenüber als einem gesunden, junge Leute brauchen eine andere Zuwendung als die Älteren und Familien mit Kindern haben andere Themen als Alleinlebende. Seelsorge ist also vielschichtig und individuell. Viele neuapostolische Landeskirchen bieten auf allen Ebenen spezifische Seelsorgeangebote – für behinderte Menschen, solche im Gefängnis oder für Suchterkrankte. Darüber und über viele weitere Nebenaspekte werden wir ausführlich in einer neuen Serie berichten, unserer „Seelsorge-Serie“.



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Peter Johanning
24.03.2020
Gemeindeleben