Alt, aber frisch – die Bielefelder Kirche wird 150!

Sie gehört zu den ältesten Kirchgemeinden der Neuapostolischen Kirche weltweit. Nur fünf Jahre nach dem 150. Geburtstag der weltweiten Kirche, gebührt diese Ehre nun zwei Bielefelder Gemeinden: Bielefeld und Quelle.

Die Anfänge der Neuapostolischen Kirche liegen in Hamburg, Frankfurt und eben auch in Bielefeld (Deutschland). Zwar hält sich hartnäckig das Gerücht, die Stadt Bielefeld im Nordosten von Nordrhein-Westfalen sei eine Erfindung auf der Landkarte, doch sehen das die neuapostolischen Christen in der 360.000 Einwohner zählenden Universitätsstadt ganz anders: Sie begehen in mehreren Veranstaltungen ein ganzes Jahr lang den 150-jährigen Geburtstag der zwei Gemeinden Bielefeld und Quelle-Steinhagen.

Warum zwei Gemeinden?

Erste Gottesdienste im Raum Bielefeld

Friedrich Wilhelm Menkhoff, Missionar einer evangelischen Freikirche, charismatischer Prediger und späterer Apostel, kommt 1868 nach Bielefeld. Dort feiert er Gottesdienste, die sich zunehmend vom evangelischen Ritus unterscheiden und lädt dazu die Christen in seiner Nachbarschaft ein. 1869 kann er eine Wohnung in der Straße „Am Sparrenberg“ anmieten und damit das erste Kirchenlokal der Neuapostolischen Kirche in Nordrhein-Westfalen öffnen. Schnell machen seine Gottesdienste die Runde. Bald gibt es zwei Gottesdienststandorte: den einen im Haus des Apostels Menkhoff in Bielefeld, den anderen etwa fünf Kilometer entfernt auf dem Hof der Familie Niehaus in Quelle-Steinhagen. Beide Männer, Menkhoff und Niehaus, werden enge Vertraute, ein Dreamteam der damaligen Zeit.

Als Apostel Schwarz aus Holland im Sommer 1869 zum zweiten Mal nach Westfalen kommt, kann er in einem Gottesdienst in Bielefeld 100 Seelen versiegeln.1872 wird Friedrich Menkhoff zum Apostel für Westfalen und Hermann Niehaus zum Ältesten ordiniert. Viele Jahre noch bis zu seinem Tod am 21.6.1895 wirkte der Apostel in der Region. Hermann Niehaus wurde sein Nachfolger und leitete von 1905 bis 1930 als Stammapostel die Neuapostolische Kirche.

Zwei Gemeinden als „Muttergemeinden“

Die beiden Gemeinden Bielefeld und Quelle-Steinhagen existieren noch heute und sind zu echten Großgemeinden herangewachsen. In ihrer 150-jährigen Geschichte wurden immer wieder größere Räume gebraucht. Noch ganz am Anfang versammelten sich die Gläubigen am Sonntagmorgen in der Kirche in Bielefeld, am Nachmittag auf dem Bauernhof der Familie Niehaus. Beide Gemeinden gehörten zusammen.

Erika Franke, eine Enkelin von Stammapostel Niehaus, erinnert sich daran: „Sonntagsmorgens fuhren die Erwachsenen um 7.20 Uhr vom Queller Bahnhof mit dem Zug nach Bielefeld. Vom Bahnhof ging es dann zu der jeweiligen Versammlungsstätte zum Gottesdienst. Der Rückweg verlief genauso, nur entgegengesetzt. Manche Geschwister machten aber auch beide Wege zu Fuß über den Berg. Sie konnten sich das Fahrgeld nicht leisten. Die Kinder blieben zu Haus. Die größeren Kinder mussten auf sie aufpassen oder ein Elternteil blieb bei ihnen. Nachmittags ging es dann zur „Stunde“, so wurden die Versammlungen im Hause Niehaus genannt.“

Gemeinde Bielefeld-Mitte

Die Gemeinde am Bielefelder Standort bekommt 1902 ein neues Kirchengebäude. Schon wenige Jahre später wird es zu klein, so dass 1920 ein neues bezogen werden muss. Im Jahr 1980 zieht die Gemeinde in eine neuerbaute Kirche in der Bismarckstraße um. Das bis dahin genutzte Kirchengebäude in der Große-Kurfürsten-Straße 57 wurde bis vor kurzem noch als „Mensa“ im Rahmen etlicher Seminarveranstaltungen genutzt.

Gemeinde Quelle-Steinhagen

In Quelle-Steinhagen wird 1906 im neuerbauten Haus des Stammapostels Niehaus ein Gottesdienstraum eingerichtet. 20 Jahre später entsteht direkt nebenan ein neues, eigenes Gotteshaus. Zum Einweihungsgottesdienst kamen damals alle europäischen Apostel sowie Apostel Schlapphoff aus Südafrika. Die heutige Kirche wird Anfang der 1980er Jahre gebaut, sie steht ebenfalls neben dem ehemaligen Wohnhaus von Stammapostel Niehaus.

Von beiden Gemeinden gingen zahlreiche Gemeindegründungen aus. Der Bielefelder Kirchenbezirk gehört immer noch zu den größten innerhalb des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und hat 12 selbständige Gemeinden, neun davon auf Stadtgebiet.

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Peter Johanning
31.07.2018
Gemeindefest, Gemeindeleben, Persönlichkeiten