Zum Welthungertag: Satte Menschen lesen nicht!

800 Millionen Menschen leiden weltweit und in diesem Moment an Hunger! 800 Millionen Menschen sind wegen andauernder Unterernährung krank – hauptsächlich Kinder. Heute werden 24.000 Menschen sterben, weil sie nichts oder zu wenig zum Essen haben. Hier ein Zwischenruf zum Welternährungstag.

An den Folgen von Hunger und Unterernährung sterben mehr Menschen als an HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. 200 Millionen Menschen haben wegen Jodmangel einen Kropf. Eisenmangel führt zur Anämie, Vitamin-A-Mangel zur Blindheit. Die Liste der Krankheiten durch Nahrungsmangel ist lang.

Nach einer Definition der Vereinten Nationen tritt chronischer Hunger dann ein, wenn jemand weniger als 2100 Kalorien pro Tag zu sich nimmt. 98 Prozent der Hungertoten leben in den Entwicklungsländern. Dreiviertel davon sind Kinder unter fünf Jahren. So sagt es die UNICEF – und die Menschheit geht zur Tagesordnung über. Zwar ist der 16. Oktober eigens diesem Problem gewidmet, doch wen interessiert das? Die Hungernden haben weiterhin Hunger. Satte Menschen lesen nicht.

Die Welt hat ein Verteilungsproblem, kein Ernährungsproblem

In den Entwicklungsländern gibt es Unterernährung – in den Industriestaaten übergewichtige Konsumgesellschaften. Das ist ein Mythos, der nicht stimmt. So einfach ist die Sache nicht. Eigentlich böte die Erde genug von allem, wäre das nur besser verteilt. Wissenschaftler, Politiker, ethische Instanzen sind sich darin einig: Die Welt hat ein Verteilungsproblem, kein Ernährungsproblem. Es gelangen zu wenige Nahrungsmittel zu denen, die sie brauchen.

Hier einige Fakten:

  • 50 Prozent der Hungernden sind Kleinbauern, die so arm sind, dass sie für einen vollen Teller für sich und ihre Familienangehörigen nichts dazukaufen können. Eine schlechte Ernte zerstört nicht nur ihre Hirse, sondern ihre Hoffnung. Die Weltmarktpreise sind ausbeuterisch und decken nicht den erbrachten Einsatz. Preisdumping, Handelsschranken, dominante Marktstrukturen – trotz klarer Ursachen keine Lösungen in Sicht.
  • Die steigende Klimaerwärmung führt zu häufigeren Naturkatastrophen. Bewaffnete Konflikte, Korruption, Diktaturen und Terrorherrschaft treffen besonders die ohnehin schon armen Länder. Menschen gehen in Elendsviertel, nicht weil sie wollen, sondern dorthin getrieben werden. Kurzfristige Sicherheit um den Preis des Hungertodes. Die Ursachen liegen auf der Hand, die Lösungen nicht.
  • Die Vereinten Nationen schätzen, dass jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel in den Müll geworfen werden – grüner Abfall. Mathematisch reichte das viermal aus, um die Hungernden in dieser Welt zu sättigen. Heute, so wissenschaftliche Untersuchungen, stehen rechnerisch pro Mensch und Tag ein Kilogramm Getreide zur Verfügung. Das sind allein durch Getreide 3000 Kalorien pro Kopf und Tag. Klare Ursachen, keine Lösungen.
  • Selbst in reicheren Ländern oder in Großstädten wie New York, London oder Moskau gehen immer mehr Menschen in die Suppenküchen. Ihr Einkommen reicht nicht aus, um satt zu werden. Andere Lebensnotwendigkeiten kosten auch und werden teurer. Gleichzeitig wächst gerade in den Industriestandorten die Zahl fettleibiger Menschen mit einem BMI von größer als 30. Wer weiß eine Lösung?

Ein einziges und richtiges Patentrezept, den Hunger in der Welt abzuschaffen wie es etwa bei anderen Krankheiten gelang, gibt es nicht. Lösungen sind ein Komplex aus sozialen, ethischen, politischen, wirtschaftlichen und geographischen Faktoren. Was können wir also tun? Die Schöpfung bewahren, Verzicht üben: zum Beispiel weniger Fleisch essen, weniger Biosprit tanken, weniger Palmöl verbrauchen, bewusster leben, bewusster Lebensmittel einkaufen, keine Lebensmittel wegwerfen, Essen teilen, Hungernde speisen, spenden und und und …


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Peter Johanning
15.10.2016
Hilfswerke, Soziales Engagement