Geborgen in der Fremde

Fünf Monate im Ausland: Damit hat Céline Landmesser nicht nur ihre Sprachkenntnisse verbessert. Der Leben in der neuapostolischen Gastfamilie und in der Gemeinde im fernen Kanada hat auch ihren Glauben bereichert.

Das Gymnasium war geschafft – und jetzt? Erst einmal ein Zwischenjahr einlegen, eine Sprachreise machen, bevor es zum Studium geht? Dieser Wunsch führte die damals 19-jährige Glaubensschwester Céline Landmesser aus der Schweiz im September 2015 für fünf Monate nach Kanada.

„Meine Gasteltern und -geschwister in Kanada sind eine aufgeschlossene, fröhliche Familie. Sie hießen mich gleich mit einer herzlichen Umarmung und lieben Worten willkommen. Auf Anhieb fühlte ich mich sehr wohl und habe sie alle sofort in mein Herz geschlossen“, erzählt Céline.

Zuhause in der Familie

Wie sah ihr Alltag in Kanada aus? „Früh ging es aus dem Haus, in einem Vorort Vancouvers gelegen, zur Sprachschule. Nach dem Abschluss des Sprachkurses absolvierte ich ein einmonatiges Praktikum in einem Reisebüro. So konnte ich im Kreis der Gastfamilie unter der Woche nur die Abende verbringen. Beim gemeinsamen Abendessen erzählten wir uns gegenseitig von unserem Tag“, erinnert sich die junge Schweizerin.

Und wenn sie mal Heimweh hatte, so fern von ihrer Familie und ihren Freunden? „Meine Gastfamilie hat keinen Zweifel daran gelassen, dass ich, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit, wie ein Teil ihrer Familie war. Sie haben mich sofort in ihre Aktivitäten einbezogen, wodurch ich mich fast nie einsam gefühlt habe. Sie waren immer um mein Wohl besorgt und ich habe mich zu Hause gefühlt, was mir geholfen hat, mein Heimweh ein wenig zu vergessen. Für mich ist Geborgenheit in der Fremde, wenn du das Heimweh auch mal vergessen kannst und dich an dem Ort sicher und zu Hause fühlen darfst, dass du Schutz, Wärme, Nähe und Frieden spürst, um dich auch mal fallen lassen zu können“, sagt Céline.

Zuhause in der Gemeinde

„In der Gemeinde Vancouver wurde ich sehr herzlich aufgenommen und konnte mich im Chor und im Orchester einbringen. Die Herzenswärme der Geschwister und die offene Art, mit der sie mich an ihrem Gemeindeleben haben teilhaben lassen, werden mir immer in sehr guter Erinnerung bleiben“, erzählt Céline von ihrer Gemeinde auf Zeit.

Im Kreis der Jugend, in dem die junge Glaubensschwester aus der Schweiz ebenso herzlich willkommen geheißen wurde, hat Céline ihren Glauben auf besondere Weise erleben dürfen: bei einer Armenspeisung, dem sogenannten ‚Feeding the Less Fortunate‘. „Wir Jugendlichen haben Obdachlose im Zentrum von Vancouver mit selbst zubereitetem Essen und Trinken versorgt und ihnen eine Auswahl an Kleidern überbracht, die zuvor von den Geschwistern der Gemeinde gesammelt worden sind. Der Blick in die glücklichen Gesichter der Obdachlosen machte das Zittern in der Kälte sofort wett. Oft wurden wir nach dem Grund für diesen Anlass gefragt und auf unsere Kirche angesprochen. So kamen wir mit vielen ins Gespräch über unseren Glauben“, berichtet Schwester Landmesser.

„Die Gemeinde habe ich als große Familie erlebt, in der jeder jeden unterstützt und jeder für den anderen da ist. Die Gemeindemitglieder treffen sich fast jede Woche, zu einem gemeinsamen Mittagessen nach dem Gottesdienst, um den Zusammenhalt zu stärken“, erzählt Céline.

Neu in der Heimat

Die Heimreise hat Céline mit gemischten Gefühlen angetreten: „Einerseits habe ich mich riesig darauf gefreut, meine Familie wiederzusehen; andererseits musste ich Dinge aufgeben, die ich gerade erst liebgewonnen hatte. Ich habe quasi eine zweite Familie erhalten, habe angefangen, ein Land zu entdecken. Ich habe aber auch mich selbst auf eine neue Weise kennengelernt“, sagt Céline Landmesser.

Zurück in der Schweiz hat Céline begonnen, Tourismus zu studieren. „Ich wünsche mir, durch meinen zukünftigen Beruf regen Kontakt zu Gästen aus aller Welt zu haben und ihnen ein Stück der wundervollen Schweiz näherzubringen und sie zu begeistern“, sagt sie. In ihrer Gemeinde Meiringen ist Céline weiterhin aktiv und singt mit Freude im Chor mit. Zuversichtlich stellt sie fest: „Ich weiß nun, dass ich alles schaffen kann; dies jedoch immer im Bewusstsein, dass ich stets auf die Hilfe meiner Familie und der Glaubensgeschwister und die Hilfe unseres himmlischen Vaters bauen kann.“

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