Eine Reise, die viele Leben verändert
Ein Aufbruch kurz vor dem Ruhestand: Auf den Philippinen lernt ein Priester aus Deutschland ein Hilfsprojekt kennen, für das er erst eine Stiftung und dann ein Dorf mit aufbaut. Das Ziel: Straßenkindern eine Zukunft geben.
Wenn Kinder in den Slums der Philippinen ihre Hausaufgaben machen, dämmert es schon. Denn nach der Schule müssen sie zuerst im Haushalt und auf der Plantage helfen. Strom gibt es in den kleinen Bambushütten nicht. Die Petroleumlampe rußt. Und der Qualm brennt in den Augen …
Zwei Männer, ein Ziel
Strom war das Geschäft von Priester Werner Schweikert (heute im Ruhestand) aus der Gemeinde Eningen unter Achalm in Süddeutschland. Er führte zusammen mit einem Kompagnon ein Unternehmen, das Photovoltaik-Anlagen montierte und vermietete. Der dreifache Vater und siebenfache Großvater hatte den Wunsch, Kindern in Armut zu helfen.
Ein Mann mit solchem Fachwissen und dieser Hilfsbereitschaft – den konnte Martin Riester gut gebrauchen: 1998 hatte er seinen Job gekündigt und war auf eine Weltreise gegangen, die sieben Monate dauern sollte. Auf den Philippinen blieb Martin Riester hängen: „Ich lebte drei Wochen lang in einem Slum. Für einen Weiterflug hätte ich so viel Geld verbraucht, wie ich benötigte, eine Familie aus dem Slum zu holen. “ Er blieb und baute zwei Schweineställe, kaufte ein Grundstück und legte darauf einen tropischen Garten an. „Zurück in Deutschland, im Februar 1999, begann ich dann Kinder in ihrer Schulbildung zu unterstützen.“ Daraus wurde 2001 das Hilfsprojekt „Mariphil“.
Vom Slum zum Kinderdorf
Ein Freund und Geschäftspartner brachte Werner Schweikert und Martin Riester 2006 zusammen. Es war Sympathie von Anfang an. Und so sollte es nicht bei einer ersten großzügigen Spende bleiben. Noch im selben Jahr übernahmen Werner Schweikert und seine Frau Helga die Patenschaft für ein achtjähriges Mädchen. 2007 folgte die Gründung der Stiftung Mariphil, in der er sich als erster Vorsitzende um die Finanzen kümmert.
Den Ausschlag für das Engagement gab im Oktober 2006 die erste Reise nach Mindanao, im Süden der Philippinen. „Das hat mein Leben verändert.“ Dort lernte Priester i. R. Schweikert die Slums kennen: „Ich war entsetzt, dass Menschen so leben können.“ Und manchmal erlebt er auch heute noch Situationen, in denen allein die Kraft aus seinem Glauben ihm weiterhilft.
Doch er hat auch erlebt, wie es ist, wenn die Hilfe vor Ort wirkt: „Wenn man in die Augen der Kinder sieht. Kinder, die glücklich sind.“ Und das findet sich vor allem in dem Kinderdorf „Atung Pinuy Anan“ (zu deutsch: „Unser Zuhause“), das 2011 gebaut wurde. Heute leben dort fast 70 ehemalige Straßenkinder, die in der Einrichtung ihre Vergangenheit verarbeiten und ihre Zukunft gestalten können.
Hilfe ohne Vorbehalte
Der Weg zu diesem Kinderdorf war ein hartes Stück Arbeit, weiß Martin Riester. Als Gründer von Mariphil betreut er die Spender und kontrolliert die Projekte. Dafür braucht es einen kühlen Kopf: „Bei Naturkatastrophen, Unfällen oder anderen einschneidenden Ereignissen gilt es, Ruhe zu bewahren und die Übersicht nicht zu verlieren – und trotzdem schnell möglichst effektive Entscheidungen zu treffen. Ich liebe die Natur, jogge gerne stundenlang durch den Wald und habe dabei oft die besten Ideen und Lösungen gefunden.“
„Wir arbeiten schon seit vielen Jahren vertrauensvoll mit der Neuapostolischen Kirche zusammen“, berichtet Martin Riester. Bei der ersten großen Spendenaktion für das Kinderdorf handelte es sich um ein Benefizkonzert. Als ein Taifun Ende 2012 rund 50 Kilometer vom Kinderdorf entfernt zuschlug, half das Missionswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland. Und beim Bau eines Taifun-Schutzraumes für das Kinderdorf kam Unterstützung auch von NAC SEA Relief, das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Südostasien.
„Die Neuapostolische Kirche praktiziert die Liebe zu den Menschen wie wir: ohne Wenn und Aber“, sagt Martin Riester, der selbst keiner Kirche angehört. „Diese vorbehaltlose Hilfe, die nicht nach der Religion, der Hautfarbe oder dem Geschlecht fragt, zeigt für mich die Liebe zu den Menschen und damit die Liebe zu Gott“.
Ein ausführlicher Bericht über Priester i.R. Werner Schweikert, Martin Riester und das Hilfsprojekt Mariphil ist in der Ausgabe 08/2016 der Zeitschrift „Unsere Familie“ zu lesen.
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Elwina Friebus,
Andreas Rother
14.11.2016
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