Hostienbäckerei investiert in die Zukunft
Es ist die Mutter aller neuapostolischen Hostienbäckereien: Das Werk in Bielefeld (Deutschland) zieht um – zwar nur 150 Meter weit, aber in die technische Zukunft. Die 4,5-Millionen-Euro-Projekt stellt die Versorgung in 60 Ländern sicher.
Derzeit arbeitet die Bielefelder Hostienbäckerei in einem Mietobjekt. Doch die ehemalige Schneiderei, ein Gebäude aus den 70ern, ist in die Jahre gekommen und müsste aufwändig saniert werden. Gleiches gilt für die in weiten Teilen 33 Jahre alte Produktionsanlage. „Die ist einfach verschlissen und technisch völlig veraltet“, berichtet Michael Block, Leiter der Hostienbäckerei. Reparaturen werden immer teurer und aufwändiger.
Umzug aufs Kirchengelände
Ein neues Produktionsgebäude musste her, das den Anforderungen der heutigen Zeit entspricht. Dafür bot sich das Grundstück der ehemaligen Gemeinde Bielefeld-Kammerratsheide an. Es liegt nur 150 Meter vom aktuellen Produktionsstandort entfernt.
Aber: „Die ehemalige Kirche konnten wir nicht nutzen, die war zu klein, um die Backanlage dort unterzubringen“, berichtet Michael Block. Im April 2023 wurde das profanierte Gebäude abgerissen. Im Anschluss begann ein Generalunternehmer mit den Arbeiten für die moderne Produktionshalle mit den benötigen Lager-, Büro- und Sozialräumen.
Innenausbau im Dezember
Derzeit laufen die letzten Arbeiten, das Gebäude ist bereits kurz vor der Fertigstellung. Ende November startet der Aufbau der Maschinen sowie der Silos. Michael Block freut sich sehr auf die neue Produktionseinrichtung: „Wir bekommen eine verlässliche Backtechnik in einem zweckmäßigen, ausreichend großen Gebäude, das den heutigen Standards entspricht.“
Dabei hat die Kirche auch die Nachhaltigkeit im Blick: Auf dem Produktionsgebäude befindet sich eine Fotovoltaikanlage mit dem Ziel einer möglichst hohen Eigennutzung. Zudem ist das Gebäude entsprechend isoliert und wird durch zwei Wärmepumpen beheizt.
Glutenfreie Hostien weiter in Handarbeit
Erstmals gibt es im neuen Gebäude auch einen separaten Produktionsbereich für die glutenfreien Hostien, abgeschottet von der Weizenmehlproduktion. Wegen der geringen Stückzahlen läuft diese Produktion jedoch weiter in Handarbeit mit einem manuellen Waffeleisen und einer historischen Stanzmaschine.
Gluten nennt sich das Stoffgemisch, das den Teig zusammenhält. Doch dieses Klebereiweiß verträgt nicht jeder. Manche Menschen reagieren allergisch, manche werden richtig krank davon. Gewichtsverlust, Depressionen, Entwicklungsstörungen – das gehört zu den Symptomen der Krankheit Zöliakie. Schon eine kleine Dosis Mehl kann Reaktionen auslösen. Seit mehr als 38 Jahren bietet die Neuapostolische Kirche deshalb auch Hostien ohne Gluten an.
Testproduktion Anfang 2024
Der Umzug der Produktion ist rund um den Jahreswechsel vorgesehen. Übernommen werden die Teile der bestehenden Anlage, die 2016 erneuert wurden. Ersetzt werden die Backanlage sowie der Konditionierkanal, in dem die gebackenen Hostien befeuchtet werden, damit sie beim Stanzen nicht zerbrechen. Zudem wird eine neue Silotechnik installiert. Hier werden das angelieferte Weizenmehl sowie die Produktionsreste gelagert. Letztere werden verkauft und zu Tierfutter weiterverarbeitet.
Im Januar soll die Testproduktion starten und im Anschluss so schnell wie möglich der reguläre Betrieb weitergehen, wie Michael Block betont.
Investition in die Zukunft
Ob sich mit dem neuen Backautomaten gegebenenfalls auch der Geschmack der Hostien ändern wird, bleibt abzuwarten. „Das wissen wir erst, wenn die ersten Tests gefahren sind“, so Michael Block. Er geht nicht davon aus, da sich die Zutaten nicht verändern. Er könne sich aber vorstellen, dass durch die bessere Befeuchtung leichte Nuancen in der Konsistenz entstehen.
Die Gebietskirche Westdeutschland investiert in das neue Gebäude sowie die Produktionsanlage rund 4,5 Millionen Euro. Damit werden neuapostolische Gemeinden in 60 Ländern weiterhin mit Hostien beliefert. Am weitesten weg vom deutschen Produktionsstandort liegen Amerikanisch-Samoa und die Fidschi-Inseln.
Bäckereien in aller Welt
Die Eigenproduktion von Hostien ist ein Thema, seit die Neuapostolische Kirche im Jahr 1919 die eigene Form der Abendmahlselemente einführte: die mit Wein beträufelten Hostien.
Zunächst war alles Handarbeit: Glaubensgeschwister stellten Hostien für die Gemeinde zuhause am Küchentisch her, die drei Tropfen Wein kamen mit einer Pipette auf die Hostie. Bald half ein Priester und Bäckermeister aus Herne (Deutschland) bei der Professionalisierung des Vorgangs.
In Bielefeld werden seit 1931 Hostien für die Abendmahlsfeiern in den neuapostolischen Gemeinden produziert. Inzwischen gibt es Hostienbäckereien in Bengaluru (Indien), Lusaka (Sambia), Kapstadt (Südafrika) und sogar zwei in Uruguay.
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Frank Schuldt,
Katrin Löwen
27.11.2023
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