Warmherzige Gemeinde am kalten Ende der Welt
Sie liegt weit abgeschieden. Und drum herum ist nichts. Nur schneebedeckte Berggipfel. Die Rede ist von der südlichsten neuapostolischen Gemeinde der Welt: Ushuaia.
Der Ort liegt am äußersten Zipfel der argentinischen Provinz Tierra del Fuego (Feuerland), am Ende der Welt. Dort ist das Wetter das ganze Jahr über relativ kalt und feucht. Im Wintermonat Juli kann das Thermometer schon einmal minus 21 Grad anzeigen. Und Schnee gibt es jede Menge, sodass die Stadt oft unter einer riesigen, weißen Decke versinkt.
Alles andere als kühl ist hingegen das Gemeindeleben in Ushuaia. An den Gottesdiensten nehmen durchschnittlich 50 bis 60, zu besonderen Gelegenheiten 70 bis 90 Geschwister teil. Priester Miguel Ángel Mustto, der Vorsteher, wird von drei Priestern, drei Diakonen und weiteren Mitarbeitern unterstützt. Die Gemeinde verfügt über einen 25-köpfigen Gemeindechor. Dass dieser sich nicht zu verstecken braucht, zeigt sich darin, dass er in der Weihnachtszeit regelmäßig Konzerte gibt.
Aktiv in allen Altersklassen
Über Nachwuchs in dieser abgelegenen Gegend muss sich Priester Miguel Ángel Mustto keine Sorgen machen: 13 Jugendliche und 28 Kinder nehmen nicht nur an den Gottesdiensten teil, sondern auch an verschiedenen Aktivitäten in der Gemeinde.
Für Yanina Albarracín spielt das raue Klima Feuerlands keine Rolle: „Ich bin hier aufgewachsen, ich kenne es nicht anders“, so die 25-Jährige, die als Lehrerin arbeitet und Kinder mit Behinderungen betreut. Ihre pädagogischen Fähigkeiten setzt Yanina auch in der Kirche ein: Sonntags unterrichtet sie die Kinder ihrer Gemeinde. Außerdem beherrscht sie die Gebärdensprache und fährt auch schon mal 30 Kilometer, um für eine junge, gehörlose Glaubensschwester zu dolmetschen.
Der Großvater als Vorbild
Nicht weniger aktiv in der Gemeinde ist der junge Kevin Natanahel Núñez: Der 14-Jährige hilft, den Weg zur Kirche von Schnee frei zu schaufeln, übernimmt den Türdienst in der Kirche, verteilt die Zeitschriften und spielt in der Instrumentalgruppe Gitarre oder Flöte. „Ich sah, wie mein Großvater in der Gemeinde mitarbeitete, und da wollte ich auch mitmachen.“
Die Anfänge in Ushuaia gehen zurück bis 1966, als einige Gläubige aus beruflichen Gründen vorübergehend nach Ushuaia zogen. 1971 wurde eine neuapostolische Familie aus Punta Alta dort ansässig. Sie wurden durch Seelsorgebriefe betreut. Im Laufe der Jahre zogen weitere Familien nach Ushuaia und 1983 auch ein Priester, Oscar Jerez, mit seiner Familie. Er hielt regelmäßig Gottesdienste in den Wohnungen der Geschwister.
Gemeinsamkeit weltweit
1986 war die Gemeinde so weit gewachsen, dass sie sich nach einem Versammlungsraum umschauen musste. Später kaufte man ein kleines Haus, in dem die Gottesdienste bis zur Weihe der heutigen Kirche stattfanden.
„Ich fühle mich sehr wohl hier.“, sagt einer der Pioniere, Priester i.R. Alfredo Luis Nieto. „Hier regiert derselbe Heilige Geist wie in allen anderen Gemeinden auf der Welt. Dass Ushuaia so weit weg von anderen Gemeinden liegt, ändert daran nichts …“
Aus der Chronik der Gemeinde Ushuaia
9. Januar 1993: Weihe der Kirche Ushuaia durch Bezirksapostel Mario Fiore
7. September 2002: Erstes Regionaltreffen für den südlichen Sektor des Bezirksapostel-Bereichs in Ushuaia. 400 Teilnehmer erlebten den Gottesdienst des Bezirksapostels Mario Fiore.
7. November 2006: Stammapostel Wilhelm Leber besucht Ushuaia, begleitet von Bezirksaposteln aus Deutschland, Südafrika und Brasilien sowie dem damaligen Bezirksapostel Norberto Batista aus Argentinien.
28. Oktober 2012: Bezirksapostel Norberto Passuni hält einen Gottesdienst in Ushuaia.
31. Januar 2016: Bezirksapostel Enrique Minio besucht zum ersten Mal in seinem neuen Amtsauftrag die Gemeinde Ushuaia. Als Bischof betreute er über zehn Jahre die Geschwister in der Region.
Eine ausführliche Version dieses Artikels findet sich in der Zeitschrift „Unsere Familie“, Ausgabe 09/2016.
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Danièle Idler
12.12.2016
Argentinien,
International,
Gemeindeleben