Die Sakramente (37): Abendmahl in vier Dimensionen

Jedem sein eigenes Abendmahl? Noch ist der Sprung über den Kirchenzaun schwer. Doch die Gemeinsamkeiten sind groß. Das skizzieren die Aussonderungsworte und das erläutert der Katechismus der Neuapostolischen Kirche.

„Esst und trinkt! Das tut zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von diesem Wein trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt.“ – So endet die neuapostolische Konsekrationsformel. Und darin stecken schon die vier Dimensionen der Abendmahlsfeier, wie sie der neuapostolische Katechismus (KNK 8.2.8 bis 8.2.11) beschreibt.

„Esst und trinkt“ – die Gemeinschaft

Abendmahl ist Gemeinschaftsmahl. Jesus tafelte gerne und oft mit seinen Aposteln. Im Angesicht des Todes hat es ihn danach „herzlich verlangt“. Theologisch entfaltet die Bibel diese Gemeinschaft dreifach:

  • Gemeinschaft mit Gott: Christus spricht vom Blut des neuen Bundes. Das weist auf die Ablösung des alten Sinai-Bundes durch seinen Opfertod am Kreuz hin.
  • Gemeinschaft als Kirche: „Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“, fragt Paulus. Leib Christi, das ist sein Bild für die Gemeinde der Gläubigen.
  • Gemeinschaft der Menschen: Von „synérchomai“, (zusammenkommen) spricht Paulus reihenweise, als er den Korinthern wegen ihrer Unachtsamkeit den Kopf wäscht. Für ihn ist das kein äußeres Zusammentreffen, sondern ein inneres Zusammenfinden.

„… zu meinem Gedächtnis“ – das Gedenken

Abendmahl ist Gedächtnismahl. Wiederholungsbefehl nennen Theologen diesen Satz Jesu Christi: „Das tut zu meinem Gedächtnis.“ Diese Worte finden sich nur in zwei der vier biblischen Schilderungen. Doch sie sind der Grund, warum von der Einsetzung oder Stiftung des Abendmahls gesprochen wird.

Das Gedenken gilt zunächst dem Tod Jesus Christi „als eines einzigartigen und für alle Zeiten gültigen Geschehens“, wie es KNK 8.2.8 formuliert. Doch durch die stetige Wiederholung geht es „nicht nur um eine in die Vergangenheit gerichtete Erinnerung, sondern auch um das Bewusstsein der gegenwärtigen Anwesenheit Christi und seines zukünftigen Reichs.“

„… verkündigt ihr“ – das Bekenntnis

Abendmahl ist Bekenntnismahl. Denn verkündigen („katangello“) ist kein stilles, in sich gekehrtes Erinnern, sondern ein lautes Bekanntmachen. Und das passiert nicht in der Vergangenheit, sondern bei jeder Wiedererholung im Hier und Jetzt.

Auch wenn konkret nur vom Tod des Herrn die Rede ist, ist damit auch das Bekenntnis zur Auferstehung und Wiederkunft Christi gemeint. Denn alles drei zusammen „gehört zum Grundbekenntnis des christlichen Glaubens“, betont KNK 8.2.9.

„… bis er wiederkommt“ – die Hoffnung

Abendmahl ist endzeitliches Mahl. Dieser eschatologische Charakter steht laut KNK 8.2.11 in engem Zusammenhang mit dem Hochzeitsmahl im Himmel. Denn Jesus verzichtet erklärtermaßen auf das „Gewächs des Weinstocks“ bis zu dem Zeitpunkt, bis dass das Reich Gottes vollkommen herbeigekommen ist.

Das heißt: Die Abendmahlsgemeinde lebt in der Hoffnung auf die Vollendung der Gemeinschaft mit Christus bei seiner Wiederkunft. Bis dahin erlebt die Gemeinde die innigste Gemeinschaft mit dem Herrn im Abendmahl.


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Andreas Rother
29.06.2021
Sakramente, Heiliges Abendmahl, Lehraussagen