Seelsorge (08): Großes Herz für kleine Kinder

Wer sorgt sich um die Kinder? Ja klar, Eltern, Lehrkräfte, die ganze Gemeinde. Aber selbstverständlich auch die Amtsträger. Nur wie? Wo können sie helfen? Und welche besonderen Herausforderungen bringt Kinder-Seelsorge mit sich?

Die wesentlichen Themen kennen

Seelsorge hat immer den ganzen Menschen im Blick; und so stehen nicht nur die Sorgen um das geistliche Leben selbst, sondern auch Alltägliches im Mittelpunkt. Dabei sind Kinder keinesfalls kleine Erwachsene; das spiegelt sich auch in ihren Gedanken und Themen wider. Großartig, wenn ein Seelsorger des Vertrauens zur Seite steht:

  • Beziehungen: Herausforderungen im Großwerden (Pubertät), Differenzen mit den Eltern und Enttäuschungen im Freundeskreis gehören zum Leben dazu. Das braucht Verständnis, Begleitung und manchmal auch einen guten Rat. Und dann gibt es auch außergewöhnliche Situationen, wie Trennung der Eltern oder der Tod eines Familienmitglieds.
  • Schule: Nicht alle Noten sind sehr gut und alle Klassenkameraden umgänglich. Leistungsdruck und Mobbing können Kummer bereiten.
  • Kirche: Gottesdienste und kirchliche Unterrichte sind spannend, oder auch nicht. Wenn Begeisterung schwindet, belastet das das Verhältnis zu Eltern, Lehrkräften und anderen Gemeindemitgliedern.

Den richtigen Anlass finden

Seelsorge findet statt in Kindergottesdiensten, Sonntagsschulen, Unterrichten und auch bei Kinderfreizeiten. Aber Seelsorge ist auch individuell. Es ist gut, wenn ein Seelsorger Möglichkeiten findet, auch zu den jüngsten Gemeindemitgliedern einen persönlichen Kontakt aufzubauen. Es gibt keinen Fahrplan, kein Patentrezept, aber viele Ansätze:

  • Seelsorgebesuch: Das regelmäßige Gespräch im Rahmen eines Besuches ist nicht nur für Erwachsene gedacht, auch Kinder sollen und dürfen angesprochen werden und sich am Gespräch beteiligen.
  • Seelsorgegespräch: Es braucht keine langfristige Terminabsprache, … Seelsorge im Rahmen eines Gesprächs – Not und Freude des Nächsten wahrnehmen und sich zuwenden – das ist jederzeit möglich.
  • Permanente Kontaktpflege: Notwendiges Vertrauen baut sich nicht durch eine oder zwei Ansprachen auf. Seelsorge findet ihre Grundlage in einem dauerhaften, ehrlichen und von Liebe getragenen Interesse.

Die großen Herausforderungen kennen

Seelsorge braucht Liebe, Zeit und Authentizität. Und selbst wenn die Basis geschaffen ist, bedeutet das nicht, dass Seelsorge nicht auch Fallstricke bietet. Fachleute sprechen von Prävention und raten zur Vorsicht – das betrifft insbesondere auch den Umgang mit Kindern. Es ist wichtig, dass sich der Seelsorger der Gefahren bewusst ist:

  • Zwischen den Fronten: Seelsorge baut Brücken und verbindet miteinander. Seelsorge ergreift nicht Partei oder verurteilt. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn Seelsorger von Konflikten und Streitigkeiten erfahren. Vertrauen zu allen Beteiligten ist wichtig.
  • Nicht instrumentalisieren lassen: Der Amtsträger ist Seelsorger und kein Erzieher. Der Seelsorger begleitet, unterstützt – er ist nicht für die Einhaltung von Regeln verantwortlich, die Eltern im Rahmen der Erziehung oder Lehrer im Schulbetrieb erlassen.
  • Verdacht des sexuellen Missbrauchs: Seelsorge ist geprägt von Zuwendung und Nähe. Seelsorge nicht in einer Gratwanderung enden zu lassen und Grenzen – in besonderer Weise im Umgang mit Kindern – zu erkennen und zu beachten ist wesentlich.

Unterstützung suchen und annehmen

Seelsorger sind in der Regel keine ausgebildeten Fachleute. In der Kirche sind sie, überwiegend ehrenamtlich und mit unterschiedlichem, beruflichem Hintergrund, tätig. Die Kirche unterstützt die Seelsorger. Seelsorger, die dieses Angebot annehmen, sind gut beraten:

  • Fortbildungsangebote: Im Rahmen von Fort- und Weiterbildungsangeboten bieten die Gebietskirchen weltweit Seminare, Workshops und Informationsmaterialien an.
  • Rat und Hilfestellung: In den Gebietskirchen gibt es individuelle Unterstützung durch fachlich ausgebildete Glaubensgeschwister (Erziehungswissenschaftler, Pädagogen, Psychologen).
  • Präventionsmaßnahmen: Anregungen und Regeln sind in vielfältigen Konzepten und Regelwerken der Gebietskirchen veröffentlicht (Thema Achtsamkeit, Prävention sexueller Missbrauch).

Kinder dürfen und sollen Geborgenheit, Verständnis und Offenheit erleben. Und sie sollen – mit Begleitung, Liebe und Vorbild – zu überzeugten Christen heranwachsen, die sich in der Gemeinde und im Leben zurechtfinden und wohlfühlen. Seelsorge begleitet die jungen Menschen auf diesem Weg.



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Oliver Rütten
17.11.2020
Gemeindeleben