„Zeichen für die Verlässlichkeit Gottes“

Liturgie ist ein offenes Buch in der Neuapostolischen Kirche – spätestens seit heute: Sämtliche Festlegungen für gottesdienstliche Abläufe finden alle Interessierten ab sofort auf der Leitseite nak.org.

Der Begriff „Liturgie“ kommt vom altgriechischen leiturgia („öffentlicher Dienst“) und bezeichnet den festgelegten Ablauf des Gottesdienstes mit seinen Worten, Handlungen und Gesten. Aber wofür braucht man so etwas überhaupt?

„Man meint ja oft, die Liturgie wurde geschrieben, damit Ordnung und es überall gleich ist.“ Aber: „Der eigentliche Sinn ist etwas ganz anderes“, erläuterte Stammapostel Jean-Luc Schneider einmal. „Die Liturgie, weil sie immer das Gleiche ist, ist ein Zeichen an die Gläubigen für die Verlässlichkeit Gottes: ,Siehst du, egal, was passiert in deinem Leben, egal, was passiert auf der Erde – ich bin der Herr und ich wandle mich nicht. Ich bin da.‘“

Tradition im Wandel

Damit gehört Liturgie zum Christentum wie buchstäblich das „Amen“ in die Kirche. Denn dieser Ausruf der Bestätigung zählt zu den ältesten liturgischen Formeln, die das Neue Testament dokumentiert.

Wie sich der Ablauf des Gottesdienstes im Einzelnen gestaltet, das ist von der jeweiligen Zeit und ihren Gegebenheiten geprägt. So reicht die neuapostolische Tradition vom Liturgiebuch der Katholisch-apostolischen Gemeinden (1843) über die sogenannte Stechmann-Liturgie (1864) und die Wachmann-Liturgie (1895) bis zur jüngsten Liturgie-Reform in den Jahren 2010 bis 2020.

Schritt für Schritt voran

In diesen zehn Jahren sind aktuelle Festlegungen für neuapostolische Gottesdienste schrittweise veröffentlicht worden: In den Jahren 2010, 2013, 2015 und 2020 erschienen jeweils eine entsprechende Sonderausgabe der Amtsträger-Zeitschrift „Leitgedanken“.

Diese Hefte stammten von wechselnden Autorengruppen. Vor allem aber: In der Zwischenzeit hatte sich einiges getan: 2012 war der Katechismus als bis dahin umfassende Darstellung der neuapostolischen Glaubenslehre herausgebracht worden. Dazu wurde das Amtsverständnis grundlegender als jemals zuvor ausgearbeitet.

Neu zusammengefügt

Vor diesem Hintergrund erhielt die Arbeitsgruppe Leitgedanken den Auftrag, die bisherigen Festlegungen zusammenzufassen und anzugleichen. „Anpassungen umfassen vor allem folgende Punkte“, schreibt der Stammapostel in einem Rundbrief an die Apostel.

  • Einheitliche Sprache
  • Anpassung an Katechismus und neues Amtsverständnis
  • Entfall von kirchenrechtlichen Aspekten (Richtlinien für Geistliche)
  • Ausführungen zur Heiligen Versiegelung und zur Ordination

Bemerkenswert am letzten Punkt: Damit sind erstmals auch die liturgischen Vorgaben für die Handlungen allgemein dokumentiert, die allein in der Amtsvollmacht der Apostel vorbehalten sind.

Online und zum Download

„Liturgie der Neuapostolischen Kirche“ heißt das neue Gesamtwerk. Das reicht vom Gottesdienst mit seinen üblichen Elementen bis hin zu Sonderformen wie zum Beispiel Entschlafenengottesdienste, Kirchenweihen und Entwidmungen sowie Trauungen und Trauerfeiern. Sakramentsspendungen und Segenshandlungen erhalten ebenso ein eigenes Kapitel wie Handlungen im Zusammenhang mit Amt und Dienst.

Der Gesamttext ist – ebenso der Katechismus und die Richtlinien für Geistliche – auf der internationalen Leitseite nak.org integriert. Dort lässt sich auch ein 99 Seiten starkes PDF herunterladen, das zusätzlich Fotos zur Illustration von Handlungen enthält.

Verfügbar sind zunächst die Sprachen Englisch, Französisch und Deutsch. Spanisch ist noch in Übersetzung. Weitere Sprachen erstellen die Bezirksapostelbereiche in Eigenregie.


Foto: Oliver Rütten

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Andreas Rother
22.10.2024
Liturgie, Gottesdienst