Gemeinden leben neu auf

Ziemlich schlaflos war das vergangene Wochenende für die vier Jungs aus Bayern. Und das kommende wir auch nichts besser. Doch sie sind nicht die einzigen, die sich mit aller Kraft für ein Gemeindeleben in Corona-Zeiten einsetzen.

Müde sein, das geht auch später noch. Jetzt gerade stehen sie mächtig unter Strom: Maximilian und Raphael Mayer sowie Simon Zebrowski und Julian Zeschko. Binnen weniger als 36 Stunden haben sie ein Problem angepackt, eine Lösung zusammengestrickt und ein Werbe-Video dafür gedreht. Und soviel Echo bekommen, dass sie mit Florian Winkler-Rösler noch einen fünften Mann mit an Bord genommen haben.

Als Hackathon präsentiert sich der Wettbewerb der deutschen Bundesregierung, in dem es unter dem Hashtag #WirVsVirus um „Lösungen für Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus“ geht. Die vier neuapostolischen Mittzwanziger aus dem Raum Nürnberg bewerben sich in der Kategorie „Social Distancing“ um Fördergelder. Dabei dreht sich ihre Idee nicht ums Abstandhalten, sondern ums Näherkommen – zumindest auf digitaler Ebene.

Hoffnung auf Finanzspritze

Mit dem Web- und App-Projekt meinegemeinde.digital wollen sie dem Gemeindeleben von Religionsgemeinschaften wieder auf die Sprünge helfen, das unter Ausgangssperren und Versammlungsverboten leidet. Nicht nur Christen trifft das Problem. Das zeigt der Impuls, der in Form einer Challenge aus einer muslimischen Gemeinde kam.

Der Vereinzelung gegensteuern will das Team mit einer Online-Plattform, die sich jede Gemeinde modulweise zu einem individuellen Treffpunkt zusammenbauen lassen kann. Das reicht von Kategorien wie Gottesdienst, Bibelkunde, Gebet und Seelsorge über Medien wie Texte, Audio und Video bis hin zu Chat-Funktionen. Sowohl in der Benutzung als auch in der Verwaltung soll das Angebot möglichst einfach zu bedienen sein.

Ob die fünf Bayern sich über eine Anschubfinanzierung freuen können, entscheidet sich an diesem Sonntag. 65 Bewerbungen zählt allein diese Kategorie. Insgesamt sind 43.000 Teilnehmer am Start.

Online und offline aktiv

Kreative Ideen sprießen aber auch anderswo:

  • Im Bezirk Frankfurt sind „Quarantäne-Engel“ als Einkaufshelfer für Senioren unterwegs und bekommen Kinder Malblätter, Geschichten und Rätsel aus den Unterrichtmaterialien zugeschickt.
  • Im Bezirk Braunschweig entsteht unter Leitung des Bezirksältesten Harald Schwab jede Woche eine 45-minütige Sendung, die mittwochsabends ausgestrahlt wird.
  • Gemeinden in den Bezirken Leipzig und Hamburg haben Sammelstellen für Grüße und Wortmeldungen eingerichtet, um diese einmal die Woche nicht nur per E-Mail, sondern auch per Post an die Gemeindemitglieder schicken zu können.
  • Und im Bezirk Essen organisiert Dirigent Mirco Stachowiak einen virtuellen Chor.

Das sind nur Beispiele für die Vielfalt an Möglichkeiten, dem Miteinander in den Gemeinden zu neuem Leben zu verhelfen.

Jugendstunde per Webcam

Vor allem erleben digitale Kommunikationsmittel zusätzlichen Zulauf: Glaubensgeschwister gründen neue WhatsApp-Gruppen. Der Gemeindebrief bekommt einen digitalen Ableger. Und nicht nur Amtsträger treffen sich per Videokonferenz.

Jugendstunde an der Webcam – das haben zum Beispiel junge Leute aus dem Bezirk Hamburg West sowie aus der Gemeinde Apeldoorn schon hinter sich. „Sonntag wird in deinem Kopf kreiert“ – so hieß das Thema in Norddeutschland. Und auch in den Niederlanden ging es um Gottesdienst zu Zeiten von Corona.

„Es hat gut funktioniert“, sind sich die Priester und Jugendleiter Julian Storm (Hamburg) und Roel Pieterse (Apeldoorn) einig. „Ich fand es besonders toll“, so die Reaktion zweier junger Niederländer. Und damit ist klar: „Wir werden das wiederholen, aber laden auch andere Jugendliche aus dem Bezirk ein.“

Gute Ideen inspirieren und ermutigen. Deshalb sucht nac.today nach weiteren Beispiel für Gemeindeleben und Nächstenliebe in den Zeiten der Corona. Das Postfach info@nac.today freut sich auf Zusendungen zum Beispiel von Infos, Fotos und Links zu Video-Daten.

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Andreas Rother
27.03.2020
Medien, Musik, Gemeindeleben